Elton John tritt mit neuem Album kürzer

London (dpa) - Ein Mann am Klavier - so kennt man Elton John von seinen Live-Auftritten. Derart minimalistisch kamen die Platten des Briten in seiner rund 45 Jahre währenden Karriere eher selten daher.

Mit 66 Jahren, und nicht zuletzt nach einer lebensgefährlichen Blinddarmentzündung, will sich der einstige Exzentriker auf das Wesentliche konzentrieren. Das spiegelt sich auch in seinem 30. Studioalbum „The Diving Board“ wieder, einer Folge von melodischen Balladen, Klaviersoli und nachdenklichen Texten.

Mit seinem Klang aus Klavier, Bass und Schlagzeug erinnert die neue Platte an Johns Anfangszeiten. Gleichzeitig aber ist sie für ihn selber mit Blick auf sein Leben so aktuell wie nur irgend möglich. „Ich mache einfach nur Musik, die sich für mich gut anfühlt“, sagt er selber dazu. Neben klassischen Klavierpassagen stehen Gospel-, Blues- und Country-Elemente, manchmal kommt gar ein Hauch Wilder Westen auf. Drei „Dreams“ betitelte kurze Klaviersoli, die „The Diving Board“ zu einem Ganzen zusammenfügen, erinnern fast an romantische Lieder.

Zusammengearbeitet hat John in bewährter Manier mit Texter Bernie Taupin. In den 12 Songs geht es ums Altern, um Erinnerungen und eine Vergangenheit, an die man zwar zurückdenken, die aber nie zurückgeholt werden kann. In „Home Again“ etwa singt John von dem unerfüllbaren Wunsch, in eine einst verlassene Heimat zurückkehren zu können. Zwischendurch wird es auch etwas lebhafter. Zu den rhythmischsten der „Diving Board“-Balladen gehört „Take This Dirty Water“, das wie ein Gospel-Song klingt.

Aufgenommen wurde „The Diving Board“ innerhalb nur weniger Tage in Los Angeles. Es scheint, als sprühte John nur so vor Inspiration. Sein letztes, hinter den Erwartungen zurückgebliebenes Album „The Captain & The Kid“ liegt immerhin bereits rund sieben Jahre zurück. Es war kommerziell eher ein Misserfolg, und im Interview mit der britischen Zeitung „The Daily Telegraph“ gibt John zu, dass er danach gedacht habe, er werde vielleicht nie wieder ein Album machen. „Ich wusste: Wenn ich nochmal da raus will, dann müssen wir etwas vollkommen Anderes machen.“

Die entspannte Stimmung von „The Diving Board“ spiegelt seine derzeitige Lebenslage wider, sagt John, der sich im Sommer einer Blinddarmoperation hatte unterziehen müssen. Die plötzliche Krankheit habe ihm dem Tod näher gebracht, als gedacht - und deshalb wolle er sich in Zukunft noch stärker als bisher auf das Leben mit seinem Partner David Furnish und den beiden Kinder Zachary (2) und dem nur wenige Monate alten Elijah konzentrieren. Zwar kann man es mit Blick auf die Aktivitäten der vergangenen Wochen, in denen John unter anderem in Magdeburg und Berlin auftrat, kaum glauben, aber er will in Zukunft weniger auf Tour sein als bisher, kündigte er im „Telegraph“ an.

„Ich bin sehr entspannt. Ich habe eine Familie, einen Partner, mit dem ich seit 20 Jahren zusammen bin, ein wunderbares Leben, nichts könnte besser sein“, erklärte er. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich da angekommen bin, wo ich jetzt bin. Aber jetzt, wo ich all das habe, werde ich es festhalten und nicht vermasseln.“

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