Macke und die Schweiz - Thun war Wendepunkt

Bonn (dpa) - Es war ziemlich genau vor 100 Jahren, als der Maler August Macke mit Frau, Kindern und Kindermädchen von Bonn nach Oberhofen an den Thuner See übersiedelte. Die acht Monate von Oktober 1913 bis Ende Mai 1914 in der Schweiz wurden zum künstlerischen Wendepunkt.

Farben und Formen, Erlebtes und Vieldiskutiertes fügte er hier zu Bildern zusammen, die heute als für ihn typisch gelten. Das August Macke Haus in Bonn widmet dieser Zeit die Ausstellung „"Es ist fast zu schön hier"- August Macke und die Schweiz“. Ab Freitag bis zum 19. Januar 2014 veranschaulichen 60 Werke Mackes sowie Zitate aus seinen Briefen und den Erinnerungen seiner Frau Elisabeth die Bedeutung der verschiedenen Stationen des Deutschen in der Schweiz.

„Er wollte eine Auszeit“, sagt die Kuratorin der Ausstellung, Ina Ewers-Schultz. Nach dem Trubel seines kulturpolitischen Engagements in der Zeit vor Oktober 1913 habe Macke sich Zeit nehmen wollen, um sich ausschließlich seiner künstlerischen Arbeit widmen zu können. In Oberhofen interessierte sich Macke nicht für die Topographie an sich. In Mackes Bildwelt fanden nur noch Versatzstücke dieser Umgebung Eingang. Seine Kompositionsweise habe sich in dieser Zeit grundlegend geändert, sagt Ewers-Schultz. „Er malte eigentlich Kollagen.“ Die Bilder seien kein Abbild des Erlebten mehr sondern eigenständige Bildfindungen. Damit habe Macke neue Bildwirklichkeiten geschaffen.

Die Ausstellung beleuchtet auch die Bedeutung der Besuche in der Schweiz vor der Zeit am Thuner See. Mit 16 Jahren war er erstmals dort. Seine ältere Schwester lebte in Kandern, nur 13 Eisenbahnkilometer von Basel entfernt. Macke besuchte die Kunsthalle Basel, wo er sich anfangs für Arnold Böcklin und Hans Thoma begeisterte. Schließlich entdeckte er im Kupferstichkabinett in Basel Schwarz-Weiß-Fotos von den Gemälden der französischen Impressionisten. „Ich begreife nicht, dass ich solange an Böcklin, Thoma'scher Gefühlsmalerei hängen konnte. Ich bin sie für immer los“, schrieb er an seine spätere Ehefrau Elisabeth nach Bonn.

In der Ausstellung wird dokumentiert, dass die Besuche in den Schweizer Museen in den frühen Jahren entscheidende Wegmarken für Mackes künstlerische Entwicklung waren. Welche Entwicklung er nahm, wird anhand der Skizzenbücher deutlich. Die sind nicht hinter Glas zur Schau gestellt. Dank Digitalisierung können sie alle vom Besucher auf Tabletcomputern durchgeblättert werden. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Thun, wo sie bis September zu sehen war.

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