Köln – Düsseldorf gemeinsam

Erstmals gehen beide Großstädte eine Kooperation mit gemeinsamen Vernissagen ein.

Düsseldorf/Köln. Der 4.September wird in die Annalen der konkurrierenden Kunstmetropolen Köln und Düsseldorf eingehen. An diesem Tag werden 80 Kunsthändler pünktlich ab 18 Uhr zur Vernissage bitten und die Saison eröffnen. Am 5.September geht der Ausstellungsreigen nahtlos in ein gemeinsames Fest über, zu dem Künstler, Galeristen und "tausend Top-Kunden", so die öffentliche Verlautbarung, erwartet werden. Gefeiert wird in den Düsseldorfer Rheinterrassen mit DJ Hans Nieswandt aus Köln. Erstmals gibt es gar am Sonntag einen Tag der offenen Tür, um die letzten Geschäfte zu tätigen.

Nachdem sogar der Bundesverband Deutscher Galerien das Rheinland verlassen hat und in Berlin ansässig geworden ist, war dieser Schritt dringend notwendig. Damit Dom- und Landeshauptstadt tatsächlich an einem Strang ziehen, gibt es Wirtschaftshilfe. Die Stadt Düsseldorf unterstützt die Händler mit 20 000 Euro, das Wirtschaftsministerium hilft mit Geld aus dem neuen Topf der Kultur- und Kreativwirtschaft. Von diesen Steuergeldern werden das Fest, eine Publikation und der Shuttle-Service finanziert, der zwischen den Städten pendeln soll.

Damit dies keine Eintagsfliege bleibt, verpflichten sich die Kunsthändler, das Fest immer Anfang September zu organisieren. Im nächsten Jahr, wenn Köln das Fest ausrichtet, wird die dortige Kommune die 20 000 Euro zahlen und hofft im übrigen auch auf eine Unterstützung aus dem Wirtschaftsministerium.

Der Einstand ist bestens, alle Händler locken mit einem internationalen Programm. Ein paar Beispiele aus Köln: So zeigt Karsten Greve die große alte Dame Louise Bourgeois in einer Einzelausstellung. Christian Nagel lockt mit Mark Dion, dessen Feldforschungen zur Natur faszinieren. Thomas Rehbein präsentiert den Frankfurter Konzeptkünstler Jochen He³ndricks, der die Bewegungen der Augen von einer Maschine zeichnen lässt. Der "Raum für spanische Kunst" präsentiert Stars aus dem Baskenland wie Chillida. Eva Winkeler aus Frankfurt eröffnet ihre neuen Kölner Räume mit einer Sound Installation von Bernhard Schreiner und mit Lichtskulpturen des Iraners Peyman Rahini. Aufmerksamkeit dürfte Stefan Röpke erregen, er präsentiert Polaroids und Vintage-Prints des Fotoklassikers Robert Mapplethorpe.

In Düsseldorf überrascht die Galerie Ludorff m³it neuen Räumen gleich auf zwei Etager der Kö 22; ihre Retrospektive gilt Serge Poliakoff. An der Ackerstraße 99 wird noch gehämmert. Van Horn nimmt zusätzlich zur Beuthstraße die Räume der ehemaligen Galerie Bochynek hinzu. Sie zeigt die längst fällige Einzelausstellung von Reinhard Mucha, der seit seinem raumfüllenden "Deutschlandgerät" im ehemaligen Plenarsaal des Ständehauses (K21) in Vergessenheit geraten ist.

Die Sensation bei Clara Maria Sels sind die zauberhaft versponnenen und dennoch durch farbige Aussparungen "gebrochenen" Landschaftsbilder der Exilrussen Ilya und Emilia Kabakov.

Die Galerie Cosar zeigt den Dia-Fetischisten Stefan Hoderlein. "Jacke wie Hose" nennt Hoderlein eine Dia-Projektion, bei der er Kleidungsstücke der vergangenen 20 Jahre auf vier Meter hohe Figuren projiziert und dabei wie bei Klapp-Bildern wechselt. In der Altstadt will er 20001 Bilder zu einer übergroßen, von innen beleuchteten Doppelwand zusammenfügen. Sies + Höke präsentiert zwei international gefragte Avantgardisten, den Kanadier Jon Pylypchuk und den Belgier Kris Martin.

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