Umstrittener Flughafen Kassel-Calden eröffnet

Kassel (dpa) - Mit Kassel-Calden ist ein neuer umstrittener Regionalflughafen am Start.

Zur pünktlichen Eröffnung nach zwei Jahren Bauzeit landete am Donnerstag eine Germania-Sondermaschine aus Frankfurt. 271 Millionen Euro, der Löwenanteil vom Land Hessen, flossen in den Bau.

Ursprünglich waren einmal 151 Millionen Euro geplant. Kritiker befürchten dauerhafte Landeszuschüsse und eine zu geringe Auslastung wegen großer Konkurrenz durch Flughäfen wie Hannover oder Paderborn. Befürworter erwarten Impulse für die Region.

Das hob auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hervor. Mit dem nordhessischen Flughafen seien die Weichen für die erfolgreiche Zukunft einer ganzen Region gestellt, sagte er zur Eröffnung.

Die großen Flughäfen würden früher oder später an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit kommen. „Ich bin überzeugt, der Flugverkehr wird wachsen.“ Nordhessen sei eine Region im Aufwind und habe Flügel bekommen. Der Flughafen ist voll in öffentlicher Hand, wobei auf das Land Hessen 68 Prozent entfallen, der Rest ist kommunal.

Etwa ein Dutzend regelmäßige Flüge pro Woche stehen derzeit auf dem Sommerflugplan, vor allem zu den klassischen Touristenzielen Mallorca und Antalya. Für das Jahr 2020 sind 640 000 Passagiere geplant, dann soll der Flughafen kostendeckend arbeiten.

Die Grünen im hessischen Landtag sehen den Flughafen als „Millionengrab“. Kritik kommt auch vom hessischen Steuerzahler-Bund: „Der Calden-Ausbau ist ein klassisches Beispiel für den fragwürdigen Umgang mit öffentlichen Mitteln“, schimpfte der Vorsitzende Joachim Papendick. In den kommenden Jahren sei „mit dauerhaften jährlichen Verlusten zu rechnen“.

Gefeiert wurde dennoch: Neben rund 250 geladenen Gästen kamen auch Hunderte Schaulustige zu der Eröffnung. Der erste reguläre Flug sollte am Nachmittag nach Antalya abheben.

Doch danach sieht es wenig erfolgversprechend aus: Passagiere von einem ursprünglich für Freitag von Kassel aus geplanten Flug wurden ausgerechnet auf einen Flieger im 70 Kilometer entfernten Konkurrenz-Flughafen Paderborn umgebucht.Vom Debakel um den neuen Airport in Berlin blieb auch Kassel nach eigener Darstellung nicht unberührt. Nach jahrelangen Verzögerungen gibt es in der Hauptstadt immer noch keinen Eröffnungstermin für den komplexen Flughafen, der im Gegensatz zu Kassel-Calden für jährlich 27 Millionen Passagiere ausgelegt ist.

Der Pannenflughafen habe nicht gerade geholfen, sagte die Geschäftsführerin des Betreibers, der Flughafen GmbH Kassel, Maria Anna Muller. „Berlin hätte uns geholfen, wenn der Flughafen reibungslos eröffnet hätte. Das hätte uns einige Diskussionen erspart.“

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