Starker Euro schürt Angst vor einem Währungskrieg

Die Geldpolitik Japans und anderer Industriestaaten gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen.

Frankfurt. Der Euro ist im Aufwind — erstmals seit Herbst 2011 hat die Gemeinschaftswährung am Freitag die Marke von 1,37 US-Dollar überwunden. Experten betrachten den Auftrieb skeptisch.

Wenn der Wechselkurs steigt, verteuern sich die Waren und Dienstleistungen der Unternehmen im Ausland. Angesichts des wachsenden Konkurrenzkampfs um Märkte kann das ein großer Nachteil sein. Zudem kämpfen viele Industriestaaten mit hohen Schulden — ihre Sparanstrengungen dämpfen die Nachfrage im eigenen Land.

Daher kommt es immer stärker auf den Absatz in den Regionen der Welt an, die noch attraktive Perspektiven bieten. „Die Versuchung, durch eine Abwertung der eigenen Währung neue Wachstumsimpulse für die eigene Volkswirtschaft zu erzeugen, ist in dem aktuellen Umfeld groß“, sagt Edgar Walk, Chefvolkswirt beim Bankhaus Metzler.

Weltweit stemmen sich Zentralbanken gegen die Krise, indem sie massiv Liquidität in den Finanzsektor pumpen. Während dies tendenziell den Wert der eigenen Währung verwässert, treibt die Geldflut die Wechselkurse in anderen Regionen in die Höhe — zum Leidwesen der dortigen Exporteure. Seit die japanische Regierung Druck auf ihre Zentralbank ausübt, die Geldschleusen weiter zu öffnen, um den starken Yen zu bremsen, macht das Schlagwort vom „Währungskrieg“ die Runde.

Sollten die anderen Notenbanken weiter auf eine Politik des billigen Geldes setzen, würde die Europäische Zentralbank (EZB) schnell ins Hintertreffen geraten. Während alle anderen versuchen könnten, ihre Wechselkurse zu drücken, um die Wirtschaft zu stützen, ist die EZB allein ihrem Inflationsziel verpflichtet. „Das Endergebnis wäre eine schwächere Euro-Wirtschaft, die eventuell die Unabhängigkeit der EZB gefährden könnte“, so Walk.

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