Moody's droht London mit Abstufung

Großbritannien könnte Top-Note verlieren. Moody’s straft zudem sechs Euroländer ab.

London. Nun muss auch Großbritannien um sein Spitzenrating fürchten. Als erste der drei großen Ratingagenturen hat Moody’s dem Vereinigten Königreich mit dem Entzug seiner Top-Note bei der Kreditwürdigkeit gedroht.

Bei einer neuen Abstufungsrunde senkte die US-Agentur den Daumen über sechs der 17 Euroländer: Italien, Spanien, Slowenien, Slowakei, Portugal und Malta. Deutschland — Europas größte Volkswirtschaft — blieb erneut verschont.

Besonders hart traf es Spanien mit einer Abstufung der Kreditwürdigkeit gleich um zwei Stufen auf „A1“. Bis auf Portugal besitzen aber alle genannten Länder immer noch ein gutes bis befriedigendes Rating.

Die Finanzmärkte zeigten sich am Dienstag wenig beeindruckt, der Euro stieg. Italien und Spanien konnten sich sogar am Kapitalmarkt zu günstigeren Bedingungen Geld besorgen als zuletzt.

Als Grund für die Abstufungen führte Moody’s die Schuldenkrise an. Es sei unklar, ob und wie die Probleme gelöst werden könnten.

Eine schlechtere Kreditwürdigkeit bedeutet in der Regel, dass Staaten höhere Zinsen zahlen müssen, um frisches Geld zu bekommen.

Bei Moody’s behalten die Franzosen und Österreicher zwar ihr Spitzen-Rating „Aaa“, das auch Deutschland besitzt, doch ist der Ausblick bei beiden Staaten nun negativ. Das heißt, dass die Gefahr einer Abstufung wächst.

Die Aussichten verschlechterten sich vor dem Hintergrund der ungelösten Schuldenkrise, erklärten die Ratingspezialisten zu der Herabstufung mehrerer Euroländer. Das wiederum belaste die Finanzmärkte und könnte in der Zukunft für weitere Schocks sorgen.

Großbritannien, wenngleich nicht selbst Mitglied der Eurozone, drohe von diesen Schocks in Mitleidenschaft gezogen zu werden, warnte Moody’s. Zudem verschlechterten sich auf der Insel die wirtschaftlichen Perspektiven, was den Schuldenabbau infrage stelle.

Die britische Regierung reagierte dennoch gelassen. Schatzkanzler George Osborne, der für seine Sparpolitik gegen starke Opposition kämpft, sieht sich in seinem Kurs bestätigt. Moody’s Drohung, das Königreich könne seine „Aaa“-Spitzenwertung verlieren, sei ein „Realitäts-Check für alle, die denken, Großbritannien könne sich vor der Konfrontation mit seinen Schulden drücken“, sagte Osborne.

Moody’s verpasste auch bereits abgewerteten Staaten durchgehend einen negativen Ausblick. Dagegen ist Deutschlands Aaa-Spitzenrating weiter ungefährdet, wie die Agentur betonte.

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