Familienunternehmer-Verband für Austritt Athens aus Euro-Zone

Berlin (dpa) - Der Verband der Familienunternehmer hat sich trotz neuer Milliardenhilfen und eines Schuldenschnitts für Griechenland für einen freiwilligen Austritt des Landes aus der Euro-Zone ausgesprochen.

„Im Euro-Raum wird Griechenland nicht überleben und auch nicht wieder auf die Beine kommen können“, sagte Verbands-Präsident Lutz Goebel der Deutschen Presse-Agentur.

Immer neue Sparmaßnahmen werden aus Sicht Goebels am Ende nicht funktionieren. Proteste und Ausschreitungen auf der Straße dürften noch zunehmen. Nach Neuwahlen Anfang Mai werde in Athen eine andere politische Konstellation mit einem neuen Regierungsbündnis bestehen: „Wer wird am Mai gewinnen? Das ist doch völlig klar: Eher diejenigen, die gegen die Sparmaßnahmen und Auflagen sind.“

Griechenland müsse sich aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen von selbst für einen Austritt aus der Währungsunion entscheiden „Die Rettungs-Europäer zwingen Griechenland zu 30 Prozent niedrigeren Löhnen. Das kann nicht friedlich durchgesetzt werden“, sagte Goebel. Die drastische Reduzierung von Preisen und Löhnen als Beitrag zur Sanierung könne nur außerhalb des Euro sozialverträglich gelingen, sagte der Präsident des Verbandes „Die Familienunternehmer“.

Nach einer Rückkehr zur Drachme und einer sicherlich schwierigen Abwertung würden griechische Produkte wieder günstiger und könnten exportiert werden. „Dann kommen auch Investoren wieder nach Griechenland.“ Den befürchteten Dominoeffekt in der Euro-Zone sieht Goebel nicht mehr: „Griechenland ist ein absoluter Einzelfall.“

Die an Griechenland vergebenen Notkredite können aus Sicht Goebels abgeschrieben werden: „Das Geld, das wir gegeben haben, ist weg.“ Die Mittel für das zweite Rettungspaket von 130 Milliarden Euro hätten eher dafür genutzt werden sollen, um den Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone zu finanzieren und die Banken zu stabilisieren.

Chancen für ein verstärktes Engagement von Familienunternehmen in Griechenland sieht der Verbandspräsident derzeit nicht. „Selbst große Unternehmen haben Schwierigkeiten, in Griechenland Geschäfte zu betreiben.“ Unter anderem das Arbeitsrecht sei zu extrem ausgeprägt. Ein völlig inflexibler Arbeitsmarkt sei für jeden Investor hochriskant. Zudem lägen auf Euro-Basis die Lohnstückkosten viel zu hoch. Zum jetzigen Zeitpunkt, zu dem auch die Bürger nicht mitziehen, könne er Familienunternehmen direkte Investitionen nicht empfehlen.

Goebel: „Wenn Griechenland aus dem Euro freiwillig ausgeschieden ist, werden sich die Risiken für die anderen Euro-Mitglieder umgehend deutlich reduzieren. Vor allem: Griechenland kann sich besser selbst und mit unserer Hilfe sanieren.“

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