Aufholjagd im Maschinenbau beendet

Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Maschinenbau hat seine rasante Aufholjagd vorerst beendet. Nach einem schwachen Jahresschluss 2011 hat der Branchenverband VDMA seine Prognose für 2012 gekappt.

„Basierend auf der jüngsten Entwicklung des Auftragseingangs, der weiteren Unsicherheiten insbesondere in Europa, aber auch im Hinblick auf eine abflachende Konjunktur in China haben wir die Produktionsprognose für 2012 von plus vier Prozent auf null Prozent Wachstum revidiert“, sagte Verbandspräsident Thomas Lindner am Donnerstag in Frankfurt.

2011 legte die Produktion inflationsbereinigt um zwölf Prozent zu. Damit hat die Schlüsselindustrie ihren Zielwert verfehlt: Der VDMA hatte ein Plus von 14 Prozent vorhergesagt. Dabei wuchsen einige Teilbranchen extrem stark, der Bereich Werkzeugmaschinen legte um satte 38 Prozent zu. Am anderen Ende erlitten die verfahrenstechnischen Maschinen einen Einbruch um 32 Prozent.

Dass das Wachstum 2011 insgesamt schwächer ausfiel als erwartet, begründete Lindner mit dem enttäuschenden Dezembergeschäft, das nach vorläufigen Zahlen um 1,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau lag. Gleichzeitig betonte der Unternehmer: „Der Produktionszuwachs der Jahre 2010 und 2011 summiert sich gleichwohl auf 22 Prozent.“ Die Branche habe sich folglich unbeeindruckt von Krisen und Katastrophen entwickelt. Allerdings war die Produktion im Krisenjahr 2009 infolge der Schock- und Investitionsstarre um fast ein Viertel eingebrochen.

In der Summe hat die mittelständisch geprägte Branche ihren Vorkrisenwert bei der Produktion von 196 Milliarden Euro noch immer nicht erreicht. Immerhin stieg die Produktion nach vorläufigen Zahlen 2011 wieder um 24 Milliarden Euro auf 187 Milliarden Euro, 2012 wird ein geringes Plus auf 188 Milliarden Euro erwartet.

Im Ausland sind Maschinen und Anlagen „Made in Germany“ weiter gefragt. Die Exporte stiegen bis Ende November um 14,5 Prozent. „Unsere zwanzig größten Märkte lagen alle im Plus“, sagte Lindner. Die Ausfuhren in die Euroländer hätten mit plus neun Prozent zwar unterdurchschnittlich angezogen. Angesichts der Unsicherheiten in einigen Ländern, die tendenziell die Investitionsbereitschaft der Kunden belaste, sei das aber mehr als gemeinhin erwartet. Der Maschinenbau macht rund 75 Prozent seines Geschäfts im Ausland, die wichtigsten Abnehmerländer sind China, USA, Frankreich und Russland.

Die Unternehmen nutzten die Aufholjagd der vergangenen beiden Jahre auch, um Beschäftigung aufzubauen. Insgesamt stellten die Betriebe 2011 rund 35 000 feste Mitarbeiter ein - und damit deutlich mehr als die angestrebten 20 000. Im Dezember waren damit nach den Angaben 948 000 Menschen bei den Maschinen- und Anlagebauern tätig „Wir sind damit unverändert der größte industrielle Arbeitgeber in Deutschland“, sagte Lindner. Hinzu kamen 57 000 Zeitarbeiter sowie 320 000 Beschäftigte bei Tochterunternehmen im Ausland. 2012 dürfte die Beschäftigung nach den Vorhersagen leicht zurückgehen.

Die Prognose für 2012 sei intern heftig diskutiert worden, berichtete Lindner. Je nach persönlicher Befindlichkeit könne man den Ausblick als Stagnation bezeichnen, oder als Stabilität auf hohem Niveau. Denn die Lage in den Betrieben sei weiter gut, die Unternehmer blickten optimistisch in die Zukunft: „Sie werten die aktuelle Situation eher als Verschnaufpause und nicht als zyklischen Abschwung.“

Bremsend dürften sich im laufenden Jahr vor allem die Euro-Staatsschuldenkrise und das China-Geschäft auswirken, sagte Lindner. Das Exportplus von 26 Prozent nach China sei angesichts des nachlassenden Booms dort kaum zu wiederholen. Zudem mache die aggressive Konkurrenz aus dem Land der Mitte auf dem Weltmarkt den deutschen Maschinenbauern zu schaffen.

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