Stilles Gedenken an die Opfer vom 11. September

New York/Washington/Berlin (dpa) - Mit Trauerfeiern und Schweigeminuten haben die USA und viele andere Staaten am Sonntag der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 gedacht.

Angehörige lasen in New York am „Ground Zero“ die Namen der 2977 Menschen vor, die vor zehn Jahren bei den Angriffen radikaler Islamisten auf die USA starben.

Damals waren zwei mit Passagieren besetzte, entführte Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers gerast, die kurz darauf einstürzten. Eine dritte Maschine traf das Pentagon nahe Washington, eine weitere stürzte im Bundesstaat Pennsylvania ab.

Eine gemeinsame Dudelsackkapelle von Feuerwehr und Polizei eröffnete die ergreifende Gedenkfeier in New York. Ein Jugendchor sang die amerikanische Hymne. Als die Namen der Opfer verlesen wurden, wischten sich viele Gäste die Tränen aus dem Gesicht. Einige hielten Fotos ihrer getöteten Angehörigen in die Höhe.

Hauptgäste waren US-Präsident Barack Obama und sein Vorgänger George W. Bush, die von ihren Ehefrauen begleitet wurden. Auf politische Reden wurde verzichtet. Obama rezitierte einen Psalm: „Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres.“ Bush las aus einem Brief des früheren US-Präsidenten Abraham Lincoln an eine Mutter vor, die im Bürgerkrieg fünf Söhne verloren hatte.

Obama flog nach seinem Besuch in New York nach Shanksville weiter, um dort an der Trauerfeier für die 40 Opfer teilzunehmen, die in dem entführten „Flug Nummer 93“ den Terroristen Widerstand geleistet hatten. Bereits am Vortag hatten die Ex-Präsidenten George W. Bush und Bill Clinton dort an einer Zeremonie teilgenommen. Für alle Veranstaltungen waren massive Sicherheitsmaßnahmen angeordnet, nachdem neue Terrordrohungen bekanntgeworden waren.

Bundespräsident Wulff Christian Wulff nannte die Anschläge einen „Angriff auf uns alle“. Er betonte bei einem Friedenstreffens in München: „Für Judentum, für Christentum und für den Islam gilt: Religion gibt keine Lizenz zum Töten, Religion ist ein Weg, das Leben dankbar anzunehmen, das Leben gottgefällig und menschenwürdig zu gestalten.“ Der entscheidende Weg zum Frieden sei, eine Allianz der Kulturen und Weltreligionen zu schmieden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rief zur Wachsamkeit auf. Der Terrorismus sei weiter eine „sehr reale Bedrohung“ auch für Deutschland, sagte sie dem „Tagesspiegel am Sonntag“. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) bezeichnete die Terrorattacken als „Angriff gegen die Würde des Menschen für alle, die in Freiheit leben wollen“. Er sagte der dpa: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass diejenigen, die uns unser freiheitliches Leben nicht gönnen und es bekämpfen wollen, auch in Zukunft immer wieder eine Gelegenheit dazu suchen.“

Papst Benedikt XVI. betete im italienischen Ancona für die Opfer und ihre Angehörigen. Zugleich rief er in einer Messe dazu auf, „Gewalt als Lösung von Problemen abzulehnen“. Vor 100 000 Gläubigen forderte das Oberhaupt der Katholiken dazu auf, „der Versuchung des Hasses zu widerstehen und sich in der Gesellschaft an die Grundsätze der Solidarität, der Gerechtigkeit und des Friedens zu halten“.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad warf den USA vor, die Anschläge von 2001 als Vorwand missbraucht zu haben, um Kriege zu beginnen. Der Angriff sei ein „kompliziertes Spiel“ gewesen, „von den USA als Vorwand benutzt, um den Irak und Afghanistan anzugreifen und dabei das Blut unschuldiger Menschen zu vergießen“.

Nach Ansicht von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist die Auseinandersetzung mit Terror noch in vollem Gange. „Der Kampf ist noch nicht vorüber, wir befinden uns immer noch in seinem Mittelpunkt“, sagte er in Jerusalem.

Auch Russland bekräftigte seine Bereitschaft zum internationalen Kampf gegen den Terrorismus. Die Welt sei Zeuge einer zunehmenden Radikalisierung in vielen Regionen, teilte das Außenministerium in Moskau. Die Attentäter von New York hätten vor allem Angst säen wollen. Aber ihr Plan sei nicht aufgegangen.

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