Der Multifunktionale: Sommerfeldt neuer Cheftechniker

Oberhof (dpa) - Sie stehen schon auf, wenn alle anderen noch schlafen. Die Ski für 20 Athleten, die bei der Tour de Ski für Deutschland starten bestreiten, müssen vorbereitet werden. Im Wachstruck, dem imposanten Gefährt mit modernster Technik, werkelt auch René Sommerfeldt.

Der erste deutsche Weltcup-Gesamtsieger ist seit Sommer Cheftechniker der deutschen Mannschaft. Liebe auf den ersten Blick war die neue Aufgabe nicht. „Ich war gerade im Urlaub, als mich der DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller anrief. Seine erste Frage war, ob ich sitze. Dann ließ er gleich die Katze aus dem Sack und meinte, man würde mich als Chefwachser brauchen“, erzählt der Oberwiesenthaler grinsend. Nach der permanenten Kritik im vergangenen Winter hatte sich der Verband von fast allen Technikern getrennt, neue, erfahrene Kräfte aber fehlten. „Ich wusste nicht, was ich machen soll, habe zu- und wieder abgesagt. Erst als die Familie ihr okay gab und ich freie Hand bekam, mir mein Team selbst zusammenzustellen, habe ich eingewilligt“, bemerkt der 39-Jährige.

Der einst so erfolgreiche Athlet, der die „Goldenen Zeiten“ des deutschen Skilanglaufs mit Silber über 50 Kilometer und Bronze in der Staffel bei den Weltmeisterschaften 2001 in Lahti einläutete, kniete sich sofort in das ihm unbekannte Metier. „Ich habe nicht die Erfahrungen als Wachser, dafür habe ich mir richtig gute Leute ins Team geholt. Aber ich stehe auch mit an den Boxen, ziehe die Ski ab, laufe Testrunden. Meine Hauptaufgabe sehe ich jedoch in der Organisation des Ganzen“, sagt Sommerfeldt, der sich auch viel Rat beim ehemaligen Cheftechniker Uwe Bellmann holte.

Einen Gewissenskonflikt sieht der seit Sommer diplomierte Trainer Sommerfeldt im Umgang mit den Athleten nicht. Immerhin hat er ja mit einem Großteil noch zusammen trainiert. „Es ist schon ein Vorteil, wenn man alle drei Komponenten kennt, also alles aus Sicht eines Athleten, eines Trainers und eines Technikers beurteilen kann“, verrät er. Besondere Unterstützung erfuhr er von Anfang an durch Tobias Angerer. „Ich war überzeugt, das Sommi die Aufgabe meistern kann“, betont der Vachendorfer, der bei der Tour de Ski persönlich vom Cheftechniker betreut wird.

Der sieht sich in einer Mittlerfunktion als Puffer zwischen Athleten und Trainern. In dieser Saison hält sich die Kritik an der Arbeit der Wachser trotz der oft nicht berauschenden Ergebnisse in Grenzen. „Wir haben durch Denise Herrmann schon mehrere Podestplätze. Und um die zu erreichen, müssen auch die Ski funktionieren. Viel falsch haben wir noch nicht gemacht“, versichert Sommerfeldt. Beim Sprint am Sonntag bei der Tour machten seine Jungs alles richtig, zauberten den Sportlern hervorragendes Material, was zu Top-Leistungen führte.

Das große Ziel sind aber Medaillen bei Olympia. „Dass ich so schnell wieder bei dem Highlight dabei sein werde, hätte ich nicht gedacht. Nun geben wir alles, damit das Großereignis nicht wieder medaillenlos bleibt wie die vergangene WM. Medaillen wären der schönste Lohn unserer Arbeit“, sagt Sommerfeldt. Nach dem Saisonende entscheidet sich dann, ob er zurück ins Trainergeschäft geht oder vielleicht doch den nächsten Olympia-Zyklus als Cheftechniker betreut.

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