Nationalelf Löws drei Problemfelder

Nach dem 1:2 gegen die USA und vor dem Spiel gegen Gibraltar erläutert der Bundestrainer seine Planspiele

Löw konnte mit dem Spiel gegen die USA nicht zufrieden sein.

Löw konnte mit dem Spiel gegen die USA nicht zufrieden sein.

Foto: Federico Gambarini

Köln. Das schönste Bild der Nacht hatte mit dem Fußball gar nicht so viel zu tun. Als Bundestrainer Joachim Löw nach der Pressekonferenz zum Ausgang flanierte, wartete dort die Familie Klinsmann auf ihn. Alle — außer Jürgen: dessen Frau Debbie, dazu die Kinder, der seinen Vater inzwischen an Größe überragende Jonathan und dessen Schwester Leila.

Freudige Begrüßung, kurzer Smalltalk, man kennt sich, spätestens seit 2004. Dann verabschiedete sich Löw, während die Klinsmanns noch allerlei Erinnerungsfotos schossen. Man gewinnt ja nicht alle Tage mit dem Team USA beim Weltmeister.

Auch Löw verließ Köln gelassen. Trotz der 1:2-Niederlage, die „zu verschmerzen“ sei. Das unerschütterliche Vertrauen in seine Tatkraft und jener seiner Mannschaft war ungebrochen. Niederlagen in Testspielen bringen den Bundestrainer nur noch selten aus der Ruhe, drei Pleiten stehen nach dieser nun abgeschlossenen Saison zu Buche — ein Negativrekord unter Löw.

Vor der Weiterreise des DFB-Trosses ins portugiesische Faro, wo am Samstag das EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar steigt (20.45 Uhr/RTL), benannte der Coach dann aber doch Ansätze für Verbesserung. „Jetzt müssen wir es schaffen und wir werden das schaffen, die Konzentration hoch zu halten gegen Gibraltar und ein gutes Spiel zu machen“, sagte er.

Deutschland verliert gegen die USA mit 1:2
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Gegen die physisch starken US-Spieler mit einem herausragenden Michael Bradley war das rund dreißig Minuten gelungen. Danach und einige wieder einmal ungenutzten Torchancen später stoppte der Spielfluss, der Gegner kam auf und brachte die wacklige Defensivreihe der DFB-Elf, in die Jerome Boateng morgen wieder zurückkehren wird, in arge Bedrängnis. „Wir haben hier verdient gewonnen“, schlussfolgerte US-Trainer Klinsmann. Man konnte zustimmen.

Drei wesentliche Probleme offenbarte der Test zur Unzeit: Die Abwehr mit den Innenverteidigern Antonio Rüdiger und Shkodran Mustafi wackelte bedenklich, die jungen Spieler brauchen eine Führungsfigur wie den derzeit verletzt urlaubenden Mats Hummels oder auch den durchaus gereiften Boateng neben sich.

Zweitens: Der Abschluss bleibt ein Problem, seit Torjäger wie Miroslav Klose oder Mario Gomez Geschichte sind. „In manchen Spielen fehlt mir bei manchen Spielern so ein bisschen diese Geilheit, ein Tor machen zu wollen. Das war auch schon vor der WM mal ein Thema. Wir haben es dann immer wieder geschafft, aber es ist schon noch ein Thema“, sagte Löw. Kein Zweifel: Im heißen Herbst, wenn es gegen Polen sowie in Schottland und Irland um das EM-Ticket geht, braucht es eine andere Präsenz vor dem Tor des Gegners. Selbst im Hinspiel gegen Gibraltar in Nürnberg reichte es beim 4:0 „nur“ zu vier deutschen Toren.

Drittens: Löw will im Hinblick auf die EM 2016 in Frankreich ein variables System, das sich aus dem Konterfußball der WM 2010 und dem Ballbesitzspiel der WM 2014 zusammensetzt. Daran knabbert die Mannschaft noch. „Wir sind eine Ballbesitzmannschaft geworden, 70, 80 Prozent Ballbesitz, das ist super. Was wir aber verloren haben, was wir 2010 hatten: Ballgewinn, blitzartig umschalten, Konter fahren.“ In Faro allerdings wird es wohl beim Ballbesitzfußball bleiben. Konter gegen Gibraltar dürften so selten sein wie US-Siege beim Weltmeister. Und Treffen mit Klinsmanns.

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