Tahiti-Stürmer Chong Hue als kleiner Neymar

Belo Horizonte (dpa) - Steevy Chong Hue ist Experte für Fußball-Wunder. Nur der größte Wunsch des Stürmers wird ziemlich sicher nie in Erfüllung gehen - auch nicht bei Tahitis Märchen-Trip nach Brasilien.

Einmal gegen Neymar zu spielen, sei ein Traum, erzählte Chong Hue vor Tahitis Auftakt beim Confed Cup am Montag in Belo Horizonte gegen Nigeria. Das Los meinte es aber anders und bescherte dem Fußball-Ozeanmeister beim WM-Testlauf nicht die Brasilien-Gruppe, sondern Partien gegen Nigeria, Weltmeister Spanien samt Chong Hues Idolen Xavi und Andres Iniesta sowie Uruguay.

Für ein Duell mit Brasiliens bewunderten Superstars müssten die Hobby-Fußballer aus dem Pazifik-Archipel schon ins Halbfinale beim WM-Testlauf einziehen. Unmöglich! Das meint auch Chong Hue selbst. „Ich sollte nicht von einem Tor gegen eine der großen Mannschaften träumen, sondern realistisch bleiben“, sagte der 23-Jährige.

Unmöglich! Das hätten auch alle Fußball-Experten gesagt, hätte jemand die Qualifikation Tahitis für die WM-Generalprobe am Zuckerhut prognostizieren sollen. Chong Hue war maßgeblich daran beteiligt, dass es anders kam. Sein Tor im Finale der Ozeanienmeisterschaft im Juni 2012 gegen Neukaledonien bescherte dem Weltranglisten 138. das Brasilien-Ticket.

Mit bunten Hemden und guter Laune reiste die Delegation an. Als erstes der acht Teams wurde ein Trainingslager im Confed-Cup-Land bezogen. Die Spieler - im richtigen Leben Tankwart oder Strandverkäufer - mussten Sonderurlaub nehmen. Sie erhalten eine Ausgleichszahlung. Der Verband hat mit der garantierten Startpreisgeld von 1,7 Millionen Dollar sein Jahresbudget um das XXL-fache gesteigert. Ein interner Prämienstreit um kolportierte 7500 Dollar pro Person - wie vom Gegner Nigeria vom Zaun gebrochen - wäre den Freizeit-Kickern im Leben nicht eingefallen.

Der Trip nach Brasilien ist die Reise ihres Lebens. „Manche Spieler sind eher ängstlich und nervös, andere sind aufgeregt und ein bisschen überdreht. Alle sind sich inzwischen bewusst, dass dies kein Spaßturnier wird“, sagte Trainer Eddy Etaeta - ein freundlicher, bodenständiger Typ fern jeder Allüren.

Obwohl Gegner Nigeria nach der Prämienposse erst 36 Stunden vor dem Spiel in Belo Horizonte erwartet wurde, ist Tahiti ohne Chance. Gegen Spanien und Uruguay ist die Ausgangslage noch hoffnungsloser. „Unsere Taktik heißt verteidigen. Eine andere Chance hätten wir auch gar nicht. Dennoch sollten wir nicht mit dem Gedanken an eine wahrscheinliche Niederlage ins Spiel gehen“, sagte Etaeta.

Gegen die U20 von Chile setzte es im Test ein 0:7. Dreimal zweistellig könnte es werden, fürchtet Etaeta. Es sind die kleinen Geheimwaffen, die auf mildernde Umstände hoffen lassen. „Meine Spieler trainieren zuhause viel auf Sand, deswegen haben sie einen guten Antritt“, meinte Etaeta.

Und Neymar? Vielleicht wird er Notiz nehmen von den Außenseitern in der anderen Gruppe. Wenn nicht, sei das auch egal, denkt sich wohl Etaeta. Schließlich hat man bei Tahiti seinen eigenen Star. „Er ist unser kleiner Neymar“, sagte der Trainer über Chong Hue.

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