Viertelfinale Höchste Zeit für den ersten Sieg

Deutschland — Italien: Seit der WM 1962 treffen die vierfachen Weltmeister bei Turnieren regelmäßig aufeinander. Mit eindeutigem Ausgang. Vier Niederlagen setzte es für die DFB-Mannschaften, nie gelang ein Erfolg.

Die deutsche Mannschaft nach der Niederlage gegen Italien bei der EM 2012.

Die deutsche Mannschaft nach der Niederlage gegen Italien bei der EM 2012.

Foto: Jens Wolf

Evian-les-Bains. Das Viertelfinale zwischen Deutschland und Italien am Samstag in Bordeaux wird ein Höhepunkt der Europameisterschaft werden. Viele Fans bezeichnen es als vorweggenommenes Endspiel, die Geschichte lehrt aber, dass es eigentlich nur einen Sieger geben kann. Gegen Italien hat die deutsche Mannschaft bei großen Turnieren noch nie gewonnen. Ein Blick zurück.

EM-HALBFINALE 2012 In Warschau weicht Bundestrainer Joachim Löw erstmals von seiner Linie der Dominanz ab — wegen Andrea Pirlo. Löw stellt Toni Kroos als Manndecker des Genies von Juventus Turin ab, verzichtet auf Marco Reus. In der Spitze setzt Löw im Gegensatz zum 4:2 über Griechenland auf Mario Gomez statt Miroslav Klose. Als die Aufstellung zwei Stunden vor Spielbeginn bei Bild online auftaucht, sind sich die deutschen Journalisten sicher: Das ist der Untergang. Ist es auch. Mario Balotelli trifft bis zur 36. Minute zweimal. Das ist nicht mehr zu drehen. Heute sagt Löw: „Als Spieler macht man Fehler, als Trainer macht man Fehler. Ich übernehme die Verantwortung.“ Mesut Özil trifft in der 90. Minute noch per Handelfmeter, Deutschland ist längst gescheitert.

WM-HALBFINALE 2006 Es geht schon schlecht los: Auf Intervention der Italiener hin wird Torsten Frings für die Partie gesperrt. Nach dem Viertelfinal-Erfolg über Argentinien geriet der in ein Handgemenge mit dem Gegner, italienische Medien lieferten der FIFA gerne exklusives Bildmaterial. Ohne Frings ist die Partie völlig offen und lange ohne Tore. Erst in der 119. Minute behält Andrea Pirlo die Übersicht, schiebt den Ball zu Fabio Grosso, der trifft zum 1:0. Das letzte Aufbäumen der Deutschen beantwortet Italien per Konter, Alessandro del Piero, 2:0.

WM-FINALE 1982 In Madrid hält Deutschland bis zur Pause ein 0:0, weil Antonio Cabrini einen Foulelfmeter an den Pfosten schießt. Dann langt Italien zu. 0:1 Paolo Rossi, 0:2 Marco Tardelli, 0:3 Alessandro Altobelli. In der 80. Minute ist die Partie entschieden. Paul Breitner hübscht das Ergebnis noch auf, Trainer Jupp Derwall erklärt: „Es wäre schön, wenn bei aller tiefschürfenden Kritik an dieser WM das Resultat eines Vizeweltmeistertitels nicht ganz vergessen würde.“

WM-HALBFINALE 1970 Das zweite Jahrhundertspiel nach dem 3:2 über England. Deutschlands Italien-Legionär Karl-Heinz Schnellinger zwingt Italien durch das 1:1 in der 90. Minute in die Verlängerung. Im Azteken-Stadion von Mexiko entspinnt sich ein Epos. 2:1 Gerd Müller, 2:2 Tarcisio Burgnich, 2:3 Luigi Riva, 3:3 Gerd Müller. Es ist schließlich Gianni Rivera, der das Spiel bei knapp 50 Grad entscheidet. Franz Beckenbauer war früh gefoult wurden, hielt mit einer Armschlinge trotz einer schweren Schulterverletzung durch.

DIE UNENTSCHIEDEN Bei den Weltmeisterschaften 1962 in Chile und 1978 in Argentinien erkämpfen die Deutschen immerhin zwei torlose Unentschieden. Auch das erste Duell bei einer EM hatte keinen Sieger. 1988 in Düsseldorf gleicht Andreas Brehme den 0:1-Rückstand durch Roberto Mancini gerade noch aus. Ein Remis hatte etwas Positives: Dem 0:0 in Manchester bei der EM 1996 folgte der Titel. Joachim Löw ficht das alles nicht an: „Das ist kalter Kaffee. Ein frischer Espresso ist besser. Und wir müssen schauen, dass der uns am Samstag gut schmeckt.“

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