Große Erleichterung in Frankfurt - Ludwigsburg ratlos

Frankfurt/Main (dpa) - Muli Katzurin musste erst einmal nach Luft schnappen. Das letzte Saisonspiel der Skyliners hatte dem Frankfurter Basketball-Trainer noch einmal alles abverlangt.

„Es war typisch für uns“, sagte Katzurin, nachdem sein Team gegen die Neckar Riesen Ludwigsburg im Abstiegsendspiel den Sieg und den Klassenverbleib fast noch leichtfertig aus der Hand gegeben hätte. Mit 19 Punkten lagen die Hessen gut zwei Minuten vor Ende des dritten Viertels in Führung, als sich ausgerechnet ihr Topscorer Zachery Peacock zu einer Kopfnuss gegen seinen Gegenspieler hinreißen ließ und disqualifiziert wurde.

Während der Ausschluss ihres wichtigsten Spielers die Gastgeber völlig aus dem Konzept brachte, wachten die Ludwigsburger nach einer bis dato erschreckend leblosen Leistung endlich auf. Mit zahlreichen wilden Dreipunktwürfen verkürzten die Riesen im Schlussabschnitt den Rückstand auf vier Zähler (71:75), für die Wende kam die Aufholjagd aber zu spät. „Frankfurt hat völlig verdient gewonnen, sie haben den Sieg mehr gewollt als wir“, kritisierte Gäste-Trainer John Patrick.

Deshalb waren es die Frankfurter, die nach einer schwierigen Saison über ein Happy End jubeln durften. Dunking Kong, das Maskottchen der Skyliners, hüpfte völlig enthemmt über die Pressetische, aus den Boxen hallte „Tage wie diese“ von der Punkrock-Band „Die Toten Hosen“ und Kapitän Marius Nolte stimmte mit heiserer Stimme eine letzte Humba an. „An dieses Spiel werde ich noch lange, lange denken“, sagte der Center nach der Schlusssirene völlig erschöpft.

Auch Skyliners-Geschäftsführer Gunnar Wöbke war gezeichnet von einer Spielzeit mit vielen Aufs und Abs. „Ich will eigentlich gar nichts sagen, sondern nur mit einem Freund, der Geburtstag hat, ein paar Bier trinken“, sagte Wöbke. Nur kurz wagte er einen Blick in die Zukunft des Vereins, die nach wie vor mehr denn je vom Bau einer Multifunktionsarena in der Banken-Metropole abhängt. Man sei derzeit „meilenweit davon entfernt“, Leistungsträger wie Peacock und Point Guard Devin Gibson zu halten.

Zwar könne sich dies in den kommenden Monaten noch ändern, dennoch will der Club den eingeschlagenen Weg mit jungen deutschen Profis fortsetzen. „Alle Deutschen spielen auch in der kommenden Saison für uns“, sagte Wöbke, der sich nach eigenen Angaben zudem bereits mit einem weiteren nationalen Akteur geeinigt hat. Unklar ist dagegen die Zukunft von Trainer Katzurin, dessen Vertrag endet. „Ich muss das erst einmal alles ein bisschen sacken lassen“, erklärte der Israeli, als er die Luft zum Sprechen wiedergefunden hatte.

Noch mehr Fragezeichen als in Frankfurt stehen hinter der Zukunft des Basketballs in Ludwigsburg. „Ich habe gestern noch bis spät in die Nacht mit unserem Trainer zusammengesessen, aber bei der Frage, warum das Team so enttäuschend aufgetreten ist, sind wir nicht weitergekommen“, sagte Geschäftsführer Alexander Reil am Sonntag, „die Mannschaft hat klar versagt.“

Wie es nun weitergeht, kann auch Reil noch nicht sagen. Sollte Aufsteiger Düsseldorf Baskets die Lizenz auch in zweiter Instanz verweigert werden und die BBL eine Wildcard vergeben, würden sich die Riesen wohl darum bewerben. „Aber wir müssen jetzt erst einmal die weiteren Entwicklungen abwarten.“ Coach Patrick wollte sich unmittelbar nach der Partie nicht zu einem Bekenntnis zum Verein, egal in welcher Liga, durchringen. „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“ Reil würde gerne mit dem Amerikaner weitermachen, „weil ich die Zusammenarbeit mit ihm sehr schätze“. Aber erst einmal mussten sie auch in Ludwigsburg durchpusten.

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