Verschmuste Psychotherapeuten - Haustiere im Altersheim

Berlin (dpa) - Ein Umzug ins Seniorenheim bedeutet viel hinter sich zu lassen - manchmal auch das geliebte Haustier. Doch das muss nicht sein. Manchmal kommen Mieze und Bello einfach mit.

Verschmuste Psychotherapeuten - Haustiere im Altersheim
Foto: dpa

Verstohlen guckt Mietzi unter dem Tisch hervor, wenn Gisela Eberlein sie ruft. Die 82-Jährige muss nicht lange warten, bis die getigerte Katze mit dem Knickohr ihren Kopf zum Schmusen gegen ihre Hand reibt. „Mietzi ist immer in meiner Nähe. Wir schlafen sogar zusammen in einem Bett“, sagte Eberlein. Die Rentnerin ist froh, dass das Berliner Vitanas Senioren Centrum „Am Bäkepark“ nicht nur sie, sondern auch ihre Katze aufgenommen hat. Seit zwei Jahren leben die beiden dort. Ein Altenheim zu finden, in das sie ihre Mietzi mitnehmen konnte, war nicht einfach. „Mich hätten viele Heime genommen, aber immer nur ohne Katze“, sagt Eberlein.

Jedes Haustier ist im Vitanas Senioren Centrum willkommen. Das Heim bietet jedem seiner 90 Bewohner an, eines zu halten oder sich eins anzuschaffen. Momentan zählen sechs Katzen, zwei Hunde, ein Papagei und Fische zu den tierischen Mitbewohnern. Probleme zwischen Mensch und Tier hat es bislang nicht gegeben. „Sie sind oft die einzigen Kommunikationspartner, die den älteren Menschen bleiben“, sagt Sozialarbeiterin Viola Jäckel. Ehepartner seien oft schon gestorben und manchmal kommen Familienangehörige und Freunde nur selten zu Besuch. „Wir wissen, dass die Tiere in jeder Beziehung gut für unsere Bewohner sind. Sie wirken lebensverlängernd“, ergänzt Jäckel.

Auch Tierschützer befürworten Tiere in Heimen. „Sie sind eine Bereicherung für die Senioren und steigern die Lebensfreude“, sagt Evamarie König vom Tierschutzverein für Berlin. Solang die Menschen sich gut um ihr Tier kümmerten oder Hilfe dabei bekämen, sei es kein Problem Tiere auch noch im hohen Alter zu halten.

Die Versorgung der Tiere ist im Vitanas Senioren Centrum in den Arbeitsalltag integriert. Das ist aber nicht mit einer Fünf-Sterne-Tierpension zu verwechseln. Alle Haustiere müssten schnell lernen, selbstständig zu sein, sagt Vize-Pflegedienstleiterin Martina Demme. „Das klappt erstaunlich gut. Der Golden Retriever einer Bewohnerin geht schon ganz alleine seine Gassirunde.“

Von einem Trend zu Haustieren in Altersheimen könne man aber noch nicht sprechen, sagt Bernd Meurer vom Bundesverband privater Anbieter Sozialer Dienste. „Grundsätzlich stehen aber zahlreiche Heime Tieren sehr positiv gegenüber“. Gerade bei der Versorgung demenzerkrankter Bewohner sei ihr beruhigender und positiver Einfluss belegt. So manches Haus hat deshalb ein Streicheltier für alle angeschafft.

Der eigene Liebling auf vier Pfoten ist trotzdem noch etwas anderes. „Leonie ist meine kleine Psychotherapeutin“, bestätigt Ingeborg Griguhn. Sie ist 66 und halbseitig gelähmt. Damit sie sich nicht mehr so allein im Heim fühlte, besorgte ihr das Senioren Centrum „Am Bäkepark“ 2011 die schwarz-weiße Katze Leonie. „Es war die beste Idee, die man haben konnte. Ich liebe das Tierchen sehr“, sagt Griguhn.

Selbst nach dem Tod eines Besitzers bleibt das Haustier im Seniorenheim. „Wir fragen die anderen Bewohner, ob sie sich dann um das Tier kümmern wollen, mindestens einer möchte immer“, sagt Sozialarbeiterin Jäckel. Das Tier ins Tierheim zu bringen, stehe in keinem Fall zur Debatte. Hauspapagei Jacko sei schon seit neun Jahren im Haus - und gibt den Unterhalter im Aufenthaltsraum.

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