Gleich und ungleich - Wenn Paare anders aussehen

Berlin (dpa/tmn) - Was will der gut aussehende Typ denn mit der grauen Maus? Und was findet diese Sportskanone an dem Dicken? Sehen Paare sehr unterschiedlich aus, ernten sie dafür häufig Blicke oder sogar Kommentare.

Gleich und ungleich - Wenn Paare anders aussehen
Foto: dpa

Wie können sie damit umgehen?

Der eine dick, der andere Modelmaße, der eine zwei Meter groß, der andere 1,50 Meter, der eine bildschön und der andere - nun ja - weniger. Sehen Paare sehr unterschiedlich aus, ziehen sie viele Blicke auf sich. „Was will die denn mit dem Dicken? Die ist doch viel zu gut für den!“, heißt es dann.

Gefeit vor den Vorurteilen ist so gut wie niemand. Das sei normal, sagt Dietmar Bittrich, der ein Buch über ungleiche Paare geschrieben hat. „Wir erwarten Harmonie, das ist eine grundsätzliche Sehnsucht.“

Wissenschaftliche Studien hätten sogar belegt, dass Menschen sich ähnlich attraktive Partner suchten, erklärt der Paartherapeut Rüdiger Wacker. Ungleiche Paare seien - gemessen an den Alltagserfahrungen der meisten - nicht die Regel. Und deshalb schauen viele Menschen hin.

Für die Paare selbst kann das unangenehm sein. Ständig spüren sie Blicke, im schlimmsten Fall kommen noch Kommentare hinzu. „Man sollte sich nicht in Rechtfertigungsdruck bringen lassen“, rät Wacker. Das gilt ganz besonders für die Fremden auf der Straße. „Wenn man etwas erklärt, ist man sofort in einer geschwächten Position“, findet auch Brigitte Brandstötter, die sich in einem Buch vor allem auf die Konstellation Frauen mit jüngerem Partner konzentriert hat.

Gegenüber der Außenwelt gilt deshalb: ignorieren oder kontern, nicht rechtfertigen. Für das Kontern empfehlen die Experten, sich als Paar gemeinsam ein paar Sprüche zu überlegen.

Und sie müssen verstehen: Die Blicke und Kommentare gründen auf einem Problem der anderen, einem falschen Vorurteil. Sie gehen von einem Merkmal aus - der Optik - und schlussfolgern daraus, dass auch der Rest nicht passt, erklärt Wacker. Neben den Sprüchen zum Kontern können die ungleichen Partner auch noch physisch demonstrieren, dass sie zusammengehören - und zum Beispiel Arm in Arm gehen.

Bei den Freunden ist die Lage wieder etwas anders. Von ihnen können sich die Partner anhören, was sie zu sagen haben - darauf eingehen müssen sie deshalb aber nicht.

Probleme entstehen erst dann, wenn sich die ständigen Zweifel von außen („Die passen aber nicht zusammen!“) in die Beziehung schleichen. „Niemand ist unabhängig von den Urteilen anderer“, sagt Bittrich. „Wenn Risse da sind, werden sie zu Spalten vertieft.“

Helfen kann hier nur, was banal klingt: reden. Im Gespräch müssen die Partner einander deutlich machen, was sie am anderen wertschätzen - und dazu können insbesondere die Unterschiede zählen. Wichtig sei, zwischen Unterschieden und Gemeinsamkeiten eine Balance zu halten, sagt Wacker.

Brandstötter spricht in diesem Zusammenhang auch von einem Austausch an Ressourcen. „Jeder bringt etwas mit, was für den anderen attraktiv ist.“ Und genau das müsse man sich gegenseitig bestätigen, damit die Zweifel von außen nicht zu Selbstzweifeln werden. „Anderssein hat natürlich einen gewissen Preis, kann aber auch eine gewisse Stärke zeigen“, sagt Wacker.

Und auch die Außenwahrnehmung wird mit der Zeit weniger bedeutsam. Die Blicke der anderen seien am Anfang am schwierigsten, beschreibt Bittrich. Dann gewöhnt sich das Paar daran. „Das ist natürliches Wachstum.“ Im besten Fall kommen Paare irgendwann an den Punkt, an dem sie über die Vorurteile der anderen lachen können - und das steigere wiederum das Selbstbewusstsein der Partner.

Literatur:

- Dietmar Bittrich: „Ungleiche Paare: Die Leidenschaft der Gegensätze“, Hoffmann und Campe, 256 Seiten, 17 Euro, ISBN-13: 9783455402575

- Brigitte Brandstötter: „Wo die Liebe hinfällt: Das neue Rollenbild ungleicher Paare - Frauen mit jüngerem Partner“, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 196 Seiten, 47,99 Euro, ISBN-13: 9783531169903

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