Vorstellungstour : Steinmeiers Heimspiel im NRW-Landtag
Der designierte Bundespräsident stellt sich in Düsseldorf vor. Kraft freut sich "wie Bolle".
Düsseldorf. Lang anhaltender Applaus ist durch die dicken Messingtüren des Plenarsaals zu hören. Kurz darauf schreitet ein lächelnder Frank-Walter Steinmeier hindurch, eingerahmt von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, ihrer Stellvertreterin Sylvia Löhrmann sowie den Fraktionsvorsitzenden der SPD und Grünen, Norbert Römer und Mehrdad Mostofizadeh. Er ist auf Vorstellungstour — dort, wo man den gebürtigen Detmolder am besten kennen müsste. Sie freue sich „wie Bolle“, sagt Kraft, dass einer aus NRW Bundespräsident werden solle.
„Wir kennen uns schon lange, haben sehr eng zusammengearbeitet“, führt die Ministerpräsidentin diese Freude weiter aus. „Er ist jemand, der nicht irrlichtert, sondern Leuchtturm ist.“ Und das insbesondere in stürmischen Zeiten. Einer, der „gegenhält gegen grenzenlose Vereinfachung“. Auch Löhrmann lobt die „Nachdenklichkeit“, die Steinmeier mitbringe. Selbst wenn die Grünen keine explizite Wahlempfehlung an ihre Mitglieder in der Bundesversammlung aussprechen wollten, so freue sie sich doch, wenn er gewählt werde.
So weit Steinmeiers Heimspiel bei der rot-grünen NRW-Regierungsmehrheit. Doch das mögliche Staatsoberhaupt in spe gibt sich betont überparteilich und besorgt um die Demokratie insgesamt. Kaum zufällig zitiert er aus Obamas Abschiedsrede: „Die Demokratie ist in Gefahr, wenn sie zur Selbstverständlichkeit wird.“ Er fordert: „Wir müssen wieder lernen, für Demokratie und Pluralismus in diesem Land zu streiten.“ Aber man ahnt, dass er nicht nur dieses Land meint. Denn andere nicht auszugrenzen, so Steinmeier, gehöre zu einem Wertekatalog, „den wir von unseren amerikanischen Freunden nach 1945 übernommen haben“.