Dauerbaustelle Sanierung der Kölner Oper: Drama in vielen Akten

Die Sanierung der Bühnen kommt nur schleppend voran. Aktuell spricht die Stadt von insgesamt 8300 Mängeln. Der Imageschaden ist gewaltig.

Die Dauerbaustelle Kölner Oper — hier ein Foto aus dem Jahr 2014.

Die Dauerbaustelle Kölner Oper — hier ein Foto aus dem Jahr 2014.

Foto: Stephan Eppinger

Köln. Die Sanierung der Kölner Bühnen ist ein Drama in unzähligen Akten. Eigentlich hätte die Oper im Oktober 2015 groß Eröffnung feiern sollen. Doch auf dem Offenbachplatz in der Innenstadt zeugen Absperrgitter und Container davon, dass Köln auf die große Neueröffnung noch warten muss. Oper und Schauspiel sind eine Baustelle. Für Köln ist es ein weiterer Baustein, der das Image der Stadt bröckeln lässt. War es mal wieder ein bisschen zu viel „Et hätt noch emmer jot jejange“? Vermutlich.

Mitte April spricht die Stadt von 8300 Mängeln. Eine Zahl, die sich nicht schönreden lässt. Hauptproblem ist die Haustechnik. Was das abstrakte Wort Mängel in diesem Fall bedeutet, weiß Ralph Elster, Kultur-Experte der Kölner CDU, der die Baustelle gut kennt. Oberhalb einer Brandschutztür habe er Löcher gesehen. Das sei doch nun mehr als absurd, das erkenne doch jeder. Auch mit den filigranen Kabelschächten aus den 50er Jahren gebe es Probleme. Das zuständige Planungsbüro habe sie mit Kabeln zu sehr vollgestopft.

Auch Bernd Streitberger bestätigt das. Er übernimmt ab Mai offiziell als Betriebsleiter die Funktion des Bauherren. Seine erste Aufgabe wird es sein, alle Mängel festzustellen: bauliche und vertragliche. Im Fußball nennt man Streitberger Feuerwehrmann.

Kompliziert war es von Beginn an. Ursprünglich gab es Pläne, die Oper und das Schauspiel, das direkt daneben liegt, neu zu bauen. Diese Idee wurde verworfen. Die im Jahr 1957 eröffnete Oper von Wilhelm Riphahn, einem der wichtigsten und prägendsten Architekten der Stadt, sollte erhalten bleiben — und nur saniert werden. Nur das Schauspielhaus sollte erneuert werden. Doch nachdem es Petitionen gegen dieses Vorhaben gab, schwenkte die Stadt auch hier auf Sanierung um. Vor vier Jahren begannen die Sanierungsarbeiten.

„Hamburg bekommt für die vielen Millionen die Elbphilharmonie. Bei uns sieht nach der teuren Sanierung alles so aus wie vorher“, sagt CDU-Politiker Elster. Elster glaubt nicht, dass es in Köln bei den 460 Millionen Euro bleiben wird. Er geht davon aus, dass die Halbe-Milliarde-Euro-Marke geknackt wird. Wie aber konnte es überhaupt so weit kommen?

Ein Hauptproblem bei der missglückten Opernsanierung ist die Verteilung der Kompetenzen. Projektleitung und Bauherrschaft waren getrennt. Das soll sich künftig mit Streitbergers Berufung ändern. Die Bauherrschaft lag bei den Bühnen — dem geschäftsführenden Direktor der Bühnen Patrick Wasserbauer, Opernintendantin Birgit Meyer und Schauspielintendant Stefan Bachmann — also bei Künstlern, die nicht über Baukompetenz verfügen. Und dann gab es eine Projektleitung bei der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln, die nicht die Bauherrschaft innehatte. Es seien durchaus unterschiedliche Philosophien und Ansätze aufeinandergetroffen, sagt Streitberger recht diplomatisch.

Ein Eingeweihter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, fand eine schöne Umschreibung: Bühnenleute seien darauf gepolt, alles zu schaffen, wenn der Vorhang aufgeht — egal wie. Nur dass sich so eine Attitüde nicht unbedingt auf Bauprojekte übertragen lässt.

Eine äußerst unglückliche Figur gab auch die Kölner Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach (parteilos) ab. Sie soll ebenfalls Druck auf Baufirmen ausgeübt haben, alles habe schnell fertig werden sollen — egal, was es koste. Doch das Schnell-schnell hat es wohl nur noch schlimmer gemacht. Weil die Bühnen zu lange an dem ursprünglichen Eröffnungstermin festgehalten hatten, sei Geld verbrannt worden. Weil beispielsweise schon Verkleidungen im Gebäude angebracht worden seien, die später wieder abgerissen wurden. In der Stadt gibt es eine unglaubliche Unzufriedenheit, sagt Elster. Verständlich, schließlich hat man sich deutschlandweit blamiert.

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