Polizei stöhnt über massive Computer-Probleme

Seit Wochen schon schlägt sich die Polizei mit Computer-Pannen herum. Damit die Software nicht komplett zusammenbricht, kann damit derzeit nur in Schichten gearbeitet werden. Die Polizei-Gewerkschaften drängen auf ein völlig neues System.

Düsseldorf/Duisburg. Polizisten in Nordrhein-Westfalenstöhnen über massive Computerprobleme. "Wir brauchen dringend einneues Vorgangsbearbeitungssystem", forderte der Landeschef derDeutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Erich Rettinghaus, am Freitag- und bestätigte einen Bericht der "Bild"-Zeitung.

Das 2003eingeführte System mit dem Namen "Integrationsverfahren Polizei"(IGVP) sei völlig überlastet, so dass die Beamten wieder zu Bleistiftund Papier greifen müssten. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP)fordert den Umstieg auf ein anderes System, aber auf Behördenseitehält man sich dazu bedeckt.

Das Problem ist auch dem Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) in Duisburg bekannt. Schuld sei ein neues "Update", das Anfang Oktober aufgespielt worden sei, sagte Sprecherin Inka Gieseler-Wehe. Bereits am Tag danach seien die ersten Fehlermeldungen aufgeploppt. Ein großes Team arbeite seitdem an der Beseitigung des Fehlers.

"Der Bürger spürt von den Problemen nichts", sagte Gieseler-Wehe.Strafanzeigen könnten in den Polizeidienststellen wie gewohntaufgenommen werden. Derzeit hake es lediglich bei der elektronischenDatenübermittlung an die Staatsanwaltschaft. Hier sei es zu einemRückstau gekommen. Nach Angaben der "Bild"-Zeitung sind bis zu100 000 Verfahren betroffen.

"Das wird von den Kreispolizeibehörden nun in Schichtennachgeholt", sagte Gieseler-Wehe. Täglich würden 5000 bis 6000Vorgänge übermittelt. "Wir rechnen damit, dass wir innerhalb dernächsten Woche den Rückstau komplett aufgearbeitet haben." Allerdingsgingen die Dokumente ohnehin parallel in Papierform an dieStaatsanwaltschaft.

Die GdP klagt, dies sei höchst belastend für die Polizisten. Sie dürften die einzelnen Vorgänge nur noch in engen Zeitfenstern hochladen und bearbeiten, sonst breche das System zusammen, sagte GdP-Sprecher Andreas Nowak. Wer Pech habe, erwische ein Zeitfenster mitten in der Nacht.

Schon seit längerem verlangt die GdP die komplette Umstellung von IGVP auf das Berliner System POLIKS, das dort seit 2005 genutzt wird. Dieses habe anfangs zwar mit Kinderkrankheiten gekämpft, biete aber insgesamt mehr Möglichkeiten, sagte Nowak. Dass in NRW die Umstellung auf POLIKS geprüft werde, wollte LZPD-Sprecherin Gieseler-Wehe so nicht bestätigen.

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