Protest Garzweiler II: Rangeleien am Riesenbagger

Klima-Aktivisten stürmen die Tagebau-Grube im Abbaugebiet Garzweiler II. Betreiber RWE will jetzt juristisch gegen sie vorgehen.

Protest: Garzweiler II: Rangeleien am Riesenbagger
Foto: Ulrich Hoeck

Garzweiler. Rund 800 Braunkohlegegner sind am Samstag in den Tagebau Garzweiler II eingedrungen, die Abraumarbeiten kamen dabei teilweise zum Erliegen. „Die Bagger haben rechtzeitig ihre Arbeit eingestellt, als man sah, dass die Leute sich ihnen genähert haben“, sagt Guido Steffen vom Betreiber RWE Power. Am frühen Morgen sind rund 1500 Aktivisten eines Klima-Camps in Richtung Tagebau aufgebrochen. Einige von ihnen überquerten dabei eine Autobahn, die A 61 wurde gesperrt. Über Abhänge gelang es einigen von ihnen, bis auf 100 Meter unter die Abrisskante des Tagebaus zu gelangen.

Protest: Garzweiler II: Rangeleien am Riesenbagger
Foto: dpa

Die Gruben-Besetzer hatten die Aktion vorher angekündigt, aufhalten ließen sie sich aber nicht. „Es ist unmöglich, dieses weitläufige Gelände abzuriegeln, ohne dabei ein extrem martialisches Bild abzugeben“, sagt Ralf Meurer von Polizei Düren. Laut Betreiber RWE Power handelt es sich um eine 30 Quadratkilometer große Tagebauöffnung.

Garzweiler II: 800 Protestler besetzen Braunkohletagebau
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Garzweiler II: 800 Protestler besetzen Braunkohletagebau

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Die Polizei spricht von 805 Demonstranten, die an der Grube festgenommen wurden, die Demonstranten selbst von „mindestens 1000 Aktivisten“, die dabei waren. Auch bei den Verletztenzahlen driften die Angaben stark auseinander: 36 sollen es nach Polizeiangaben sein, darunter 15 Polizisten. „Über 200 allein durch den Einsatz von Pfefferspray, dazu kommen noch mehrere Dutzend verletzte durch Schlagstockeinsatz“, sagt Martin Weis, Sprecher der Aktion „Ende Gelände“. Der Stromhersteller kündigte juristische Schritte gegen die Aktivisten an.

Nur wenige Kilometer von der Grube entfernt liegt Immerath. Ein Ort mit viel Geschichte, wie die Jahreszahlen an den Häusern verraten, aber keiner Zukunft — demnächst werden auch dort die Bagger nach Braunkohle graben. Rund 40 Bewohner leben noch im Dorf, die meisten Türen sind vernagelt, Rollläden heruntergelassen, das Unkraut hinterm Jägerzaun schießt hoch.

Ein perfekter Ort für einen Endzeitstreifen, bis eine Samba-Gruppe die apokalyptische Stimmung stört. Sie gehört zu den rund 800 Demonstranten, die parallel zur Grubenbesetzung gegen den Tagebau protestieren.

„Hier demonstrieren die Braunkohle-Gegner, für die die Aktion in der Grube nicht das Richtige ist“, sagt Chris Methmann, der die Proteste mitorganisiert hat. Für die Öko-Aktivisten ist das rheinische Braunkohlerevier einer der klimaschädlichsten Orte der Welt. Als „Hotspot der CO2-Emissionen“ bezeichnet es Antje Grothus vom Bündnis gegen Braunkohle, die im ebenfalls vom Abriss bedrohten Nachbarort wohnt. Die Anti-Kohle-Bewegung will die Nachfolge der Anti-Atom-Bewegung antreten, nur sollte es nach Möglichkeit schneller gehen als beim Atomausstieg, sagt ein Sprecher.

Ziel des Demonstrationszuges ist die Abrisskante der Grube. Auf einem aufgeweichten Feldweg rund 100 Meter vor dem Tagebau hält die Polizei die Gruppe auf. Die Abschlusskundgebung der Demo findet deshalb auf einem Rübenacker statt.

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