Flüchtlingskrise in Myanmar : UN rechnen mit mehr als einer Million Rohingya-Flüchtlingen
Genf (dpa) - Das Elend der fast 600 000 aus Myanmar geflohenen Rohingya ist schon gewaltig, aber die Vereinten Nationen stellen sich auf eine noch größere Krise ein.
Die Zahl der Menschen, die weiter täglich über die Grenze komme, sei zwar auf wenige Tausend gesunken. „Aber wenn das so weitergeht, wird die Zahl in sehr absehbarer Zeit eine Million übersteigen“, sagte der Generaldirektor der Organisation für Migration (IOM), William Lacy Swing, bei der Geberkonferenz in Genf. Dabei wollten die UN mehr Geld für die Notversorgung der Ankömmlinge, aber auch die selbst bitterarme Bevölkerung von Bangladesch zusammenbringen.
Die Zahl der Rohingya wird auf 1,1 Millionen geschätzt. Die Muslime werden im buddhistischen Myanmar seit Jahrzehnten verfolgt. Die Regierung sieht sie als illegale Einwanderer und verweigert den meisten die Staatsbürgerschaft, obwohl viele schon mit den britischen Kolonialherren im 19. Jahrhundert in die Rhakine-Region kamen. Buddhistische Mönche schüren den Hass in der Bevölkerung mit rassistischen Tiraden. „Es ist eines der ausgestoßensten Völker der Welt“, sagte Lacy Swing.
Nach blutigen Unruhen 2012 waren schon Hunderttausende Rohingya in Internierungslager gezwungen worden. Nachdem militante Rohingya im August Sicherheitskräfte überfielen, startete die Regierung „Säuberungsaktionen“. Die Geflüchteten berichten, dass Soldaten und Zivilisten ihre Häuser und Felder abbrannten sowie Menschen erschossen und mit Macheten ermordeten.
Die UN brauchen 434 Millionen Dollar für einen Einsatz bis Ende Februar. Mindestens 340 Millionen Dollar seien inzwischen zugesagt worden, sagte UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock in Genf schon vor Ende der Konferenz. Das sind mehr als drei Viertel der Summe.
Vor der Geberkonferenz war der Aufruf erst zu 30 Prozent gedeckt. Die EU versprach weitere 30 Millionen Euro, Deutschland legte separat kein neues Geld auf den Tisch. Andere Länder hätten Hilfsgüter im Wert von 50 Millionen Dollar versprochen, sagte Lowcock. Man müsse sich darauf einstellen, dass die Krise bis Februar nicht gelöst sei und weiteres Geld nötig sei.