Korruptionsskandal : Südkoreas Präsidentin des Amtes enthoben
Seoul (dpa) - Park Geun Hye ist nicht mehr die Präsidentin Südkoreas. Drei Monate nach ihrer vorläufigen Entmachtung durch das Parlament wegen eines Korruptionsskandals um eine enge Vertraute entfernte das Verfassungsgericht sie heute endgültig aus dem Amt.
Park habe gegen die Verfassung und das Gesetz verstoßen und das Vertrauen der Menschen enttäuscht, sagte die geschäftsführende Vorsitzende Richterin. Innerhalb von 60 Tagen muss nun ein neuer Präsident gewählt werden. Bei gewalttätigen Demonstrationen für die abgesetzte konservative Präsidentin gab es zwei Tote.
Die historische Entscheidung des Gerichts könnte die Machtverhältnisse in dem Land radikal verändern. Ministerpräsident Hwang Kyo Ahn, der die Amtsgeschäfte des Staatsoberhaupts derzeit kommissarisch führt, appellierte an die Bürger, die einstimmig getroffene Entscheidung der Richter zu achten.
Aus Sicht der acht Verfassungsrichter ließ Park es zu, dass ihre langjährige Freundin Choi Soon Sil sich in Regierungsgeschäfte - einschließlich Personalentscheidungen und der Durchsicht geheimer Dokumente - einmischte. Park habe ihre „Stellung und ihr Amt zugunsten von Chois Interessen“ missbraucht. Choi, Tochter eines früheren Sektenführers und Förderers von Park, hatte nie ein öffentliches Amt inne.
In der Nähe des von Polizisten abgeriegelten Gerichts spielten sich dramatische Szenen ab. Bei Protesten meist älterer Park-Anhänger starb ein 72-jähriger Mann. Ein Lautsprecher sei von einem Polizeibus auf den Mann gestürzt, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap. Zudem sei ein über 60 Jahre alter Mann gestorben. Als Demonstranten zum Gericht vordringen wollten, kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Es gab mehrere Verletzte auf beiden Seiten. Nicht weit davon entfernt bejubelten Park-Gegner das Gerichtsurteil.