Flüchtlinge werden verteilt : Malta lässt Rettungsschiff „Aquarius“ anlegen
Valletta (dpa) - Das seit Tagen auf dem Mittelmeer ausharrende Rettungsschiff „Aquarius“ mit 141 Migranten an Bord darf nun doch auf Malta anlegen. Das gab die Regierung des Inselstaats nach einer Vereinbarung mit anderen EU-Staaten zur Aufnahme der Schutzssuchenden bekannt.
Alle Migranten an Bord würden auf Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Spanien aufgeteilt, hieß es. Wann genau die „Aquarius“ in einen Hafen einlaufen kann, ist noch offen.
Das Schiff der Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen hatte die Menschen am Freitag von Booten vor der libyschen Küste gerettet. Seitdem wartete es auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Die „Aquarius“ befand sich zuletzt zwischen Italien und Malta - beide Länder hatten zunächst keine Genehmigung für das Anlaufen eines Hafens erteilt. Malta sprach nun von einem „Entgegenkommen“, „obwohl es keine rechtliche Verpflichtung dazu“ gegeben habe. Der Streit um den Umgang mit geretteten Migranten war in den vergangenen Monaten immer wieder zur Belastungsprobe für die EU-Staaten geworden.
Deutschland wird „aus Gründen der Humanität“ bis zu 50 Gerettete aufnehmen, wie das Bundesinnenministerium mitteilte. „Der zukünftige Umgang mit aus Seenot geretteten Migranten bedarf allerdings einer baldigen europäischen Lösung und der solidarischen Beteiligung aller Mitgliedsstaaten“, betonte ein Sprecher.
Amnesty International hatte vor der maltesischen Ankündigung dazu aufgerufen, nicht mehr „mit Menschenleben zu spielen“. SOS Méditerranée berichtete von vielen unbegleiteten Minderjährigen an Bord. „Viele von ihnen sind chronisch mangelernährt, was wir auf die Haftbedingungen in Libyen zurückführen, wo die meisten keinen Zugang zu ausreichend Nahrung hatten“, sagte eine Sprecherin. „Unsere Teams haben viele Berichte von Missbrauch, Folter, Zwangsarbeit und sexueller Gewalt gesammelt.“ Einige Gerettete hätten eine Flucht aus Libyen bereits mehrmals versucht.
Der für Migrationspolitik zuständige EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos lobte Deutschland und die anderen vier Aufnahmestaaten für ihre Solidarität. Zugleich forderte er die nicht beteiligten EU-Länder zu einem Umdenken auf. „Die Verantwortung liegt nicht nur in den Händen einiger weniger Mitgliedstaaten, sondern in der der gesamten Europäischen Union“, kommentierte Avramopoulos. „Wir können nicht auf Ad-hoc-Regelungen bauen, wir brauchen dauerhafte Lösungen.“ Frankreich kündigte an, in den kommenden Wochen gemeinsam mit seinen Partnern Vorschläge vorzulegen.