Alarmierte Nachbarn warten auf Nordkoreas Raketenstart

Seoul/Tokio (dpa) - Der Countdown läuft: Vor dem umstrittenen Raketenstart in Nordkorea sind die Nachbarländer in erhöhter Alarmbereitschaft.

„Wir wollen Nordkorea bis zum Schluss zur Zurückhaltung aufrufen, aber wir sind vollständig auf jeden Ernstfall vorbereitet“, zitierte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo Ministerpräsident Yoshihiko Noda in Tokio am Donnerstag. Das Regime in Pjöngjang ließ später den ersten Tag des angegebenen fünftägigen Zeitfensters für seinen Raketenstart verstreichen.

Aus Regierungskreisen in Südkorea und Japan hieß es, es gebe zunächst keine Anzeichen für den Start. Beide Länder hatten erklärt, zum Abschuss der Rakete bereit zu sein, sollte diese oder Teile davon auf ihr Gebiet abzustürzen drohen. Sie verdächtigen Nordkorea, mit dem Start eine militärische Langstreckenrakete testen zu wollen.

Nordkorea könne die Rakete jedoch jederzeit aufsteigen lassen, zitierte die nationale südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen Regierungsbeamten in Seoul. Ein wichtiger Faktor für den Zeitpunkt seien die Wetterbedingungen im Nordwesten des Landes, wo sich die Abschussrampe befinde.

Nordkorea hatte angekündigt, zwischen Donnerstag und Montag den Satelliten Kwangmyongsong-3 („Heller Stern“) zur Wetterbeobachtung ins All schießen zu wollen. Der Start soll zwischen 7.00 und 12.00 Uhr Ortszeit (0.00 und 5.00 Uhr MESZ) erfolgen. Bis dahin war die Rakete am Donnerstag jedoch nicht aufgestiegen.

Trotz eindringlicher Warnungen der USA und anderer Länder hatte Nordkorea erklärt, an dem Vorhaben festzuhalten. Der Start soll als Teil der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des als Staatsgründer verehrten Kim Il Sung am 15. April erfolgen.

Die USA, Südkorea und Japan werfen Pjöngjang vor, Resolutionen des Weltsicherheitsrats zu missachten. Darin wird Nordkorea aufgerufen, jegliche Raketenstarts „unter Verwendung ballistischer Raketentechnologie“ zu unterlassen. Mit dem Start wolle Nordkorea eine Interkontinentalrakete testen, mit der auch Atomsprengköpfe transportiert werden könnten, unter anderem bis aufs Festland der USA.

Im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten stärkte das Regime in Nordkorea weiter die Stellung des neuen Machthabers Kim Jong Un. Dieser ist Enkel von Kim Il Sung und jüngster Sohn und Nachfolger des langjährigen Alleinherrschers Kim Jong Il.

Außer der Ernennung zum ersten Sekretär der herrschenden Arbeiterpartei erhielt Kim Jong Un bei einer Parteikonferenz am Mittwoch in Pjöngjang noch weitere Führungsämter, wie die staatlichen Medien des sozialistischen Landes am Donnerstag berichteten. Danach wurde der noch nicht 30-Jährige auch zum Vorsitzenden der zentralen Militärkommission sowie zum Mitglied des Präsidiums des Politbüros der Partei ernannt.

Als erster Sekretär ist Kim praktisch Parteichef. Sein Vater war bei dem Delegiertentreffen posthum zum „ewigen Generalsekretär“ der Partei erklärt worden. Kim Jong Il war im Dezember gestorben. An diesem Freitag soll auch die Oberste Volksversammlung - das Parlament - in Pjöngjang zusammentreten. In Südkorea wird mit Spannung erwartet, ob Kim Jong Un dabei auch den Vorsitz über die mächtige Nationale Verteidigungskommission erhält oder ob auch dieser Posten zu Ehren Kim Jong Ils unbesetzt bleibt.

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