Übermüdete Strandläufer balzen am besten
München/Seewiesen (dpa) - Wenig Schlaf macht erfolgreich - jedenfalls die Graubruststrandläufer. Je weniger die Männchen in der Balzzeit schlafen, desto mehr Chancen haben sie bei den Weibchen und umso mehr Nachkommen zeugen sie.
Das berichten Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornithologie im oberbayerischen Seewiesen in dem Fachjournal „Science“. Die Tiere seien in der Lage, eine hohe Leistung zu erhalten, obwohl sie während einer dreiwöchigen Balzperiode den Schlaf extrem reduzierten. Dabei waren sie praktisch 95 Prozent der Zeit aktiv. Das sei überaus bemerkenswert, da die Vögel gerade von ihrem langen Zug aus den Überwinterungsgebieten auf der Südhalbkugel in den Brutgebieten in Alaska ankamen, schreiben die Forscher um den Ornithologen und Institutsdirektor Bart Kempenaers.
Mit dem Schlafverzicht erhöhten die Männchen ihre Chancen, auf empfängnisbereite Weibchen zu treffen - und konnten zugleich ihr Revier besser verteidigen. „Die Männchen müssen ständig Konkurrenten mittels Territoriumsverteidigung und Zweikämpfen abwehren und gleichzeitig Weibchen durch umfangreiches Balzgehabe überzeugen“, sagte Studienleiter Kempenaers. Da im arktischen Sommer die Sonne nie ganz untergeht, seien die Männchen im Vorteil, die rund um die Uhr durchhielten. Die männlichen Strandläufer, die am wenigsten schliefen, konnten daher die meisten Nachkommen zeugen. Allerdings kümmern sich Strandläufer-Männchen auch nicht um ihre Brut.