Kliniken gegen resistente Keime fast machtlos

Washington (dpa) - Resistente Keime machen einen Aufenthalt in der Klinik immer mehr zur Gefahr: In Deutschland sterben nach Angaben eines führenden Experten jedes Jahr fast 20 000 Menschen, weil sie sich im Krankenhaus infiziert haben.

„Betroffen sind vor allem ältere Menschen und Patienten nach schweren Operationen“, sagte der Direktor des Max-Planck-Institutes für Infektionsbiologie in Berlin, Prof. Stefan Kaufmann, der Nachrichtenagentur dpa.

Die Situation sei mit Ausnahme der Niederlande „in ganz Europa sehr besorgniserregend“. Und es sei keine Besserung abzusehen, weil neue schlagkräftige Antibiotika fehlten, die die Resistenz der Staphylokokken und Enterokokken überwinden könnten, sagte Kaufmann am Rande eines Wissenschaftskongresses in Washington. Dort sprach der international gefragte Immunologe über die ersten Versuche mit einem am Max-Planck-Institut in Berlin entwickelten Impfstoff gegen Tuberkulose.

Außer Kliniken sind laut Kaufmann auch Altersheime von den Infektionsrisiken betroffen. Dabei zeigt das Beispiel Niederlande, dass „man mit strengster Hygiene weit kommt und die Keime ganz gut abwehren kann.“

Gefährlich ist die Entwicklung in Deutschland vor allem deshalb, weil die Pharmaindustrie seit Jahren kaum mehr neue Antibiotika entwickelt hat und vor allem keine, die auch die resistenten Erreger an einer wunden Stelle treffen und töten würde.

Laut Kaufmann waren zwischen 1950 und 1980 noch 200 neue Antibiotika auf den Markt gekommen, von 1980 bis 2010 nur noch 55, darunter gerade noch 7 in den letzten zehn Jahren. „Zum Glück ist das Problem inzwischen erkannt worden. Es wird bei uns und in den USA an neuen Mitteln gearbeitet. Aber es dauert natürlich Jahre, um dieses Feld zu revitalisieren“, sagte der Infektionsexperte.

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