Tief Jennifer bringt viel Schnee

Lippstadt. Die bislang kälteste Nacht des Jahres hat Nordrhein-Westfalen an manchen Orten fast 20 Grad unter Null beschert. Einen Hauch von Sibirien erlebten Lippstadt mit minus 19,7 Grad und Porta Westfalica mit minus 19,6 Grad, wie der Wetterdiens Meteomedia am Mittwoch mitteilte.

In Warburg rutschte die Quecksilbersäule immerhin auf 18,2 Minusgrade ab.

"Kältester Ort der Nacht" waren gleich mehrere: Meteomedia meldete am bayerischen Funtensee minus 30,5 Grad. Die kälteste Gemeinde war Haidmühle in Niederbayern mit minus 26,3 Grad Bei den Messstationen des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach führte Bad Muskau in der Oberlausitz mit minus 24,3 Grad die Top-Ten- Liste am Mittwochmorgen an.

"Dagegen war es in der Düsseldorfer City mild mit frühlingshaften minus 8,7 Grad", sagt Meteorologe Nils Dick mit einem Augenzwinkern. "In Köln war es mit minus 7,4 Grad sogar direkt sommerlich."

Nach Angaben von Meteomedia mussten die Menschen zwischen Rhein und Weser zuletzt Mitte Dezember so schlottern, auch vor gut einem Jahr sei es ähnlich kalt gewesen.

Die Ausläufer von Sturmtief "Jennifer" sorgen in der Region auch in den nächsten Tagen für Schneeflocken und Kühlschrank-Temperaturen. "Ein Ende der winterlichen Witterung ist derzeit noch nicht in Sicht", sagte Meteorologe Christian Herold von der Wettervorhersagezentrale des Deutschen Wetterdienstes. In Bayern soll teilweise bis zu einem Meter Schnee zusammenkommen. Allerdings wird es wärmer.

Am Donnerstag und Freitag ziehe Schneefall über das Land. "Dafür sorgt ein Tief, das aus Nordwesten zu uns hereinzieht, und besonders der Westhälfte Deutschlands auch ergiebigeren Schneefall bringen kann."

Unterdessen bereitet den Kommunen mancherorts Kopfzerbrechen, dass ihr Streusalz endgültig zur Neige geht. Beispiel Bergisches Land: "Erfolgen keine sofortigen Salzlieferungen, ist das noch vorhandene Salz spätestens am Wochenende verbraucht", berichtete ein Sprecher der Stadt Wuppertal.

"Sollte tatsächlich bis zum Wochenende das komplette Salz verbraucht worden sein, erfolgt die Schneeräumung nur noch mit Split." Bereits jetzt würden nur vorrangige Straßen bedient.

Obwohl sich Autofahrer auf die Witterung eingestellt haben, kam es in NRW erneut zu teils schweren Glätteunfällen. Auf den Straßen von Münster ereigneten sich am Mittwochmorgen 47 Blechschäden durch Glätte.

Im Kölner Stadtteil Zollstock erlitt ein 85-Jähriger schwere Verletzungen, als er mit dem Rad auf einem spiegelglatten Weg stürzte.

Viele Menschen leiden unter der Kälte. Mindestens 14 Obdachlose sindbereits in Deutschland erfroren. Im Siegerland hat ein Taxifahrer einen83 Jahre alten Mann vor dem Kältetod gerettet. Er sollte den Mann amDienstag von einem Altenheim abholen und nach Hause kutschieren.

Da derFahrgast nicht am vereinbarten Treffpunkt wartete, holte der TaxifahrerHilfe. Stundenlang wurde nach dem alten Mann gesucht. Ein Polizist fandihn schließlich - stark unterkühlt - in einem verschneiten Graben ineinem Waldstück.

Bei der Bahn gab es nach Auskunft eines Sprechers am Mittwoch keine nennenswerte Störung durch die Witterungsverhältnisse.

Die Schifffahrt hat dagegen weiter mit dem Eis zu kämpfen. Zwischen Wittenberge in Brandenburg und Tangermünde in Sachsen-Anhalt wurde die Elbe gesperrt, teilte die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes mit. Bereits am Dienstagabend war die Schifffahrt zwischen Geesthacht und Wittenberge eingestellt worden.

Zwischen Hamburg und Geesthacht geht bereits seit dem Wochenende nichts mehr. Auf dem Main-Donau-Kanal in Franken müssen wegen der Kanalsperrung etwa acht Schiffe eine Zwangspause einlegen.

Skifahrer konnten sich dagegen über die weiße Pracht freuen. Der frostige Winter sorgte in Rheinland-Pfalz bisher für eine gute Saison.

Am Erbeskopf im Hunsrück wedelten bereits rund 90 000 Skifahrer an knapp 40 Lifttagen die Hänge hinunter, sagte der Betriebsleiter der Wintersportanlage, Klaus Hepp, in Deuselbach (Kreis Bernkastel-Wittlich). Besonders gut angenommen werde der Abendbetrieb: "Die Leute kommen nach Feierabend und fahren bis zum Anschlag", sagte Hepp.

In der Hauptstadt setzte der kalte Winter den Straßen stark zu. "Der Straßenzustand ist desolat. Überall tauchen Schlaglöcher auf", sagte der Sprecher des ADAC Berlin-Brandenburg, Michael Pfalzgraf. Das Gesamtausmaß sei momentan noch nicht absehbar.

Denn ein Großteil der Schäden entstehe erst bei Tauwetter. Durch kleine Notreparaturen und Haarrisse im Asphalt habe sich unter vielen Fahrbahnoberflächen Wasser gesammelt, das in den vergangenen Tagen zu Eis gefroren sei. "Sobald die Eisschicht taut, werden Hohlräume freigesetzt." Lastwagen würden dann teils riesige Schlaglöcher in die Fahrbahn reißen.

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