Stimmtraining mit Daunenkissen

Schauspieler Christoph Bach spielt in „Dutschke“ den bekannten Berliner Studentenführer der 60er Jahre.

Herr Bach, Sie haben sich intensiv auf die Rolle als Rudi Dutschke vorbereitet. Was fasziniert Sie an dem Studentenführer am meisten?

Bach: Das Geheimnis seiner ungeheuren Wirkung. Wie er es damals geschafft hat, die Säle zu füllen. Er hat eine große Glaubwürdigkeit ausgestrahlt, die ihm auch seine politischen Gegner nicht absprechen konnten. Außerdem hat ihn seine Offenheit und Freundlichkeit im Umgang mit anderen ausgezeichnet.

Gibt es auch etwas, was Ihnen an Dutschke gar nicht gefällt?

Bach: Seine Ausschließlichkeit kann einen natürlich auch befremden. Dass er alles der einen Sache und einem Gedanken untergeordnet hat, ist etwas, das ich nur schwer nachvollziehen kann.

Hatte Dutschke Humor?

Bach: Da widersprechen sich unsere Zeitzeugen im Film aufs Wildeste. Es gibt eine Szene, in der ich als Rudi Dutschke einen Witz erzähle, doch so mancher Weggefährte sagt: "Aber nie habe ich den einen Witz machen hören." Andere berichten, dass er ein sehr fröhlicher und humorvoller Mensch war. Selbst in seinem engsten Umfeld haben sich an dieser Frage die Geister geschieden.

Sie sehen Dutschke im Film nicht nur ähnlich, sondern imitieren auch seinen eigentümlichen Sprachduktus trefflich. Konnten Sie nach Drehschluss einfach aus der Rolle schlüpfen?

Bach: Aber sicher. Es wäre für mein Umfeld ja auch befremdlich gewesen, wenn ich auch privat wie Rudi Dutschke gesprochen hätte (lacht).

Sogar Ihre Stimme klingt im Film ähnlich - wie geht das?

Bach: Ganz einfach, mit Hilfe eines dicken Daunenkissens (lacht). Um seine Heiserkeit hinzubekommen, habe ich vor gewissen Szenen mehrmals ins Kissen gebrüllt. Das war ein Trick, um die Stimme aufzurauen.

Sie sind Jahrgang 1975. Können Sie mit dem Thema 68er und Studentenrevolte etwas anfangen?

Bach: Natürlich, die 68er werden ja in regelmäßigen Intervallen immer mal wieder besprochen und durchexerziert. Auch ich bin von diesen Debatten geprägt, und es war nicht das erste Mal, dass ich mich mit dem Thema beschäftigt habe.

Hätten Sie damals auch demonstriert?

Bach: Ich kann mir gut vorstellen, dass ich damals auf der Seite der Studenten gewesen wäre, aber wo da genau, ist viel schwieriger zu beantworten. Manchmal habe ich auch einen Ernst an mir, der mich möglicherweise ziemlich tief in was reingetrieben hätte.

Dass Ihnen das Spielerische liegt, merkt man auch im Film, als Sie ohne Hilfe über eine ziemlich hohe Mauer hüpfen.

Bach: Diese Szene habe ich allerdings alles andere als spielerisch bewältigt, sie war vielmehr eine der größten Herausforderungen des gesamten Films. Das sieht in der fertigen Szene zwar elegant aus, wie der trainierte Leichtathlet Dutschke die Mauer nimmt, aber das war wirklich harte Arbeit. Ich bin da zigmal dagegen geklatscht, bis ich endlich drüber war. Das war eine echt gute Show für die vielen Passanten, die sich das angeguckt haben (lacht).

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