Neuer Islamisten-Prozess in Düsseldorf

Nach dem Kofferbomberprozess beginnt bald das Verfahren gegen die Sauerland-Gruppe.

Düsseldorf. Der islamistische Terrorismus lässt ihm keine Ruhe: Richter Ottmar Breidling hat gerade den "Kofferbomber von Köln" zu lebenslanger Haft verurteilt, da türmen sich schon die Akten des nächsten Groß-Verfahrens vor ihm auf.

Die sogenannte Sauerland-Gruppe wartet auf den wohl größten Terroristen-Prozess in diesem Jahr in Deutschland, und der soll im Frühjahr im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts beginnen. Die meisten Verdächtigen sitzen nun schon seit 15 Monaten in Untersuchungshaft.

Im September 2007 hatten Terror-Ermittler die zum Islam konvertierten Deutschen Fritz G. und Daniel S. sowie den Türken Adem Y. in einem Ferienhaus im Sauerland festgenommen.

Inzwischen ist auch gegen Attila S., der 26 Sprengzünder aus Syrien besorgt haben soll, Anklage erhoben worden. Zusammen sollen sie eine eigene Terrorzelle der "Islamischen Jihad Union" gebildet haben, die wiederum engen Kontakt zu El Kaida unterhalten soll.

Die Islamisten sollen Anschläge mit Autobomben in Deutschland geplant haben. Zwölf Fässer voll mit 730 Kilogramm Wasserstoffperoxid-Lösung, als Sprengstoff-Grundstoff verwendbar, waren bei den Männern entdeckt worden - genug für mehrere Autobomben.

Tatorte in Frankfurt, Dortmund, Düsseldorf, Stuttgart, München, Köln und Ramstein haben die mutmaßlichen Terroristen den Ermittlern zufolge im Visier gehabt. Die Angeklagten sollen geplant haben, mit zunächst einer kleinen Explosion die Menschen zu einer "Fluchtwelle" aus einer Großraum-Disco zu veranlassen, um dann mit einer gewaltigen Explosion möglichst viele Menschen zu töten.

Beim Ausspionieren von US-Militäranlagen im hessischen Hanau waren ihnen die Sicherheitsbehörden auf die Schliche gekommen. Bis zum "High Noon" im 900-Seelen-Ort Oberschledorn im Sauerland waren die 22 bis 29 Jahre alten Verdächtigen observiert worden. 300 Beamte waren dafür fast ein halbes Jahr lang im Einsatz.

Es war die größte Polizeiaktion gegen mutmaßliche Terroristen seit der Entführung von Hanns Martin Schleyer 1977. Vorsichtshalber war die Chemikalie in den Fässern gegen eine ungefährliche ausgetauscht worden. Nach Angaben des Bundeskriminalamts war die Sprengkraft der Fässer größer als die der Anschläge von Madrid und London.

Weil sie in eine Verkehrskontrolle gerieten, wähnten sich die drei mutmaßlichen Bombenbauer plötzlich unter Beobachtung und wollten ihren sauerländischen Standort aufgeben. Da griffen BKA- und GSG-9-Beamte zu. Der jüngste der Männer riss einem der Beamten die Pistole aus dem Holster und schoss. Der Polizist wurde leicht verletzt. Der jüngste Angeklagte muss sich deshalb nun wegen versuchten Mordes verantworten.

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