Michael Edwards: Sein großer Traum vom Fliegen

Eddie the Eagle wurde immer Letzter, gewann aber die Herzen der Fans. Er ging pleite, sein sonniges Gemüt blieb.

Cheltenham/Calgary. Wer die aktuelle Vierschanzentournee verfolgt, freut sich natürlich über die Erfolge von Martin Schmitt und Michael Neumayer. Und wohin man im Auslauf auch blickt, überall sieht man adrette Skispringer, die eigentlich alle für einen Riesensatz gut sind.

Das war zu Zeiten von Eddie the Eagle anders. Der Mann, der eigentlich Michael Edwards heißt, landete zuverlässig weit hinter den anderen, wurde aber trotzdem zum Liebling der Massen.

Denn der Brite aus dem allenfalls hügeligen Cheltenham hatte Mut. Der Maurer folgte seinem Traum, als Skispringer bei Olympia zu starten, und setzte ihn ohne langes Training in die Tat um.

Nach nur fünf Monaten sprang er zum ersten Mal von einer 120-Meter-Schanze, zwei Jahre später startete er bei den Winterspielen im kanadischen Calgary. Schließlich war er der erste Skispringer seines Landes, schon ein kleiner Hüpfer bedeutete daher britischen Rekord.

Auf dem Startbalken winkte er stets fröhlich in die Kamera, bevor er zum Wackelflug ansetzte: "Jeder Sprung konnte mein letzter sein." Heraus kam schon mal ein Ergebnis, bei dem 71 Meter nicht seine Weite angab, sondern den Abstand zum Vorletzten.

Die Olympia-Offiziellen sahen ihre Wettkämpfe durch den Plumps-Adler entweiht, und verschärften die Zugangs-Regeln - keine Chance mehr für Eddie the Eagle. Der verdiente immerhin gut an seinem Image als Bruchpilot, allein 1988 sollen es rund 400.000 Pfund (600.000 Euro) gewesen sein.

Er wurde zum Medienstar, er schrieb ein Buch, besang die Single "Fly Eddie fly", trat im Adlerkostüm auf.

Verwandte sollten seine Einnahmen verwalten, doch die gingen damit ihre eigenen Wege. 1992 erklärte Edwards seinen Bankrott und studierte anschließend Jura. Danach ist er aber lieber wieder in seine alten Pfade zurückgekehrt. Er lässt sich für Wintersport-Events anheuern, arbeitet als Skilehrer und als Maurer.

Eddie the Eagle war schon von weitem unverwechselbar, weil er über einem breiten Pferdegrinsen eine zentimeterdicke Brille trug, die ständig beschlug. Heute muss man bei dem 45-Jährigen genauer hinsehen.

Die Brille ist verschwunden, seitdem er sich drei PR-Termine für einen russischen Augenarzt mit einer Laser-Operation bezahlen ließ. Auch die Zähne hat er sich richten lassen. Das Gemüt ist aber unverändert sonnig. So berichtet er stolz, dass er weiterhin in seinen olympischen Trainingsanzug passt.

Über seine Wirkung macht er sich allerdings keine Illusionen. "Die Menschen wollten mich gern als eine Comicfigur sehen", sagte er kürzlich der englischen Tageszeitung "Telegraph". "Wie es das Schicksal wollte, habe ich sie selten enttäuscht."

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