Mirja Boes: Das war knüppelharter Nahkampf

Die Komikerin Mirja Boes über rustikalen Humor und Ungerechtigkeiten, die sogar sie fuchsteufelswild machen.

Düsseldorf. Frau Boes, in der ersten Folge Ihrer Comedy werden Sie ständig mit Hella von Sinnen verwechselt. Passiert Ihnen das im wirklichen Leben auch?

Boes: Nein, nein (lacht). Witzigerweise bin ich schon mit allen möglichen Leuten verwechselt worden, mit Anke Engelke zum Beispiel, aber mit Hella von Sinnen noch nie. Ich sehe ja auch ganz anders aus - allerdings auch ganz anders als Anke Engelke, wenn ich es mir recht überlege. Immerhin ist Hella von Sinnen auch blond und lebt in Köln wie ich, deshalb der Gag.

Boes: Stimmt, wir beide haben absolut keine Scheu vor deftigen Scherzen.

Boes: Ganz einfach: Das Verbotene. Das sind all die Sachen, über die sich Leute hinter vorgehaltener Hand ausschütten vor Lachen. Unsere Sketchcomedy basiert auf einer sehr lustigen britischen Vorlage, und manchen deftigen Gag haben wir übernommen. Zugegeben, man bewegt sich da manchmal auf der Grenze zum Geschmacklosen - die haben wir aber, glaube ich, nie überschritten.

Boes: Das kommt immer darauf an, wie man es verpackt. Wenn man es einigermaßen charmant macht und nicht zu direkt, dann kann man auch als Frau mal heftigere Witze raushauen.

Boes: Das glaube ich unbedingt. Sketchcomedy ist eine tolle, zeitlose Angelegenheit - und mir macht es einfach Spaß, in lauter verschiedene Rollen zu schlüpfen. Für den Zuschauer hat diese Form den Vorteil, dass es völlig egal ist, wann er einsteigt, das kann wunderbar nebenher laufen. Das ist leichtere Kost als eine Sitcom, bei der die Leute eine halbe Stunde konzentriert dran bleiben sollen.

Boes: Ich hoffe schon, dass ich von der hohen "DSDS"-Quote profitiere. Wir haben ja auch ein ähnlich gestricktes junges Zielpublikum.

Boes: Angetrunken ist sogar noch höflich ausgedrückt, die waren meistens hackedicht (lacht). Das war knüppelharter Nahkampf - und hat unglaublich Spaß gemacht. Ich betrachte dieses Publikum im Rückblick mit liebevollen Augen. Ich mag die Leute, weil sie so ehrlich sind und einem ein direktes, nicht immer charmantes Feedback geben. Bei diesen Auftritten habe ich nicht nur gelernt, dass der Mensch an sich ganz schön bekloppt ist, sondern vor allem, mich selber nicht allzu ernst zu nehmen. Das war wirklich eine Lektion fürs Leben.

Boes: Also bei mir ist das Glas prinzipiell nie halb leer, sondern immer halb voll. Sauer werde ich eigentlich nur, wenn ich Ungerechtigkeit beobachte. Ich meine nicht die allgemeine Ungerechtigkeit, die auf der Welt herrscht, gegen die ist ja kein Kraut gewachsen. Ich spreche von alltäglichen Ungerechtigkeiten. Wenn sich etwa die Oma in der Metzgerei vor das Kind drängelt, das eigentlich dran war - das macht mich fuchsteufelswild.

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