Mehr tote Babys im Osten

Kriminologen erforschen die Gründe für Kindstötungen durch Eltern. Oft ist Armut eine Ursache.

Düsseldorf/Hannover. Erst in Nauen, dann in Frankfurt an der Oder, zuletzt am Mittwoch in Lübben: Innerhalb von zwei Wochen sind in Brandenburg drei tote Säuglinge gefunden worden. Die 22-jährige Mutter aus Lübben, die gestanden hat, ihr Neugeborenes ertränkt zu haben, sitzt seit gestern in U-Haft.

In 50 bis 60 Prozent der Fälle spielen laut Pfeiffer katastrophale Lebensbedingungen eine wesentliche Rolle. "Oft versuchen die jungen Eltern zunächst, ihr Kind aufzuziehen, sind dann aber völlig überfordert, und irgendwann passiert es, dass Vater oder Mutter das Kind zu Tode schütteln oder es nicht mehr versorgen", sagt der Kriminologe.

"Bei einem Viertel bis einem Drittel der Fälle handelt es sich um Frauen, die die Schwangerschaft verheimlichen, das Kind ohne Hilfe zur Welt bringen und es dann töten oder es sich selbst überlassen." Dies seien "sehr isolierte Frauen", die ihre Mutterrolle nicht annehmen wollen oder können - "auch junge Studentinnen", betont Pfeiffer.

Etwa bis 15 bis 20 Prozent der Mütter, die ihre Kinder töten, rechnet Pfeiffer der Gruppe der psychisch Kranken zu. Diese litten häufig unter Wahnvorstellungen und würden deshalb zu Täterinnen.

Modell "pro Kind" In Niedersachsen, Sachsen und Bremen gibt es das Modellprojekt "Pro Kind". Darin werden gefährdete Mütter und deren Kinder vom vierten Schwangerschaftsmonat bis zum zweiten Lebensjahr des Kindes von Helfern unterstützt. Rund ein Viertel der Betroffenen komme von sich aus, sagt der Kriminologe Christian Pfeiffer. Das Modell stammt aus den USA, ist dort seit 30 Jahren erfolgreich. 24 000 junge Mütter werden in den Staaten so betreut.

Modell "Zukunft für Kinder" In Düsseldorf werden einige gefährdete junge Familien bis zum dritten Lebensjahr des Kindes betreut. Unter anderem werden sie durch Hausbesuche und Beratung unterstützt. Ansprechpartner ist die Düsseldorfer Gesundheitskonferenz unter Telefon 0211/89 97 013.

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