Domian: "Mit 18 las ich mein erstes Buch"

Jürgen Domian kennt sich mit dunklen Abgründen aus. Jetzt hat der Moderator einen Roman geschrieben.

<strong>Köln. "Ich habe in so viele Abgründe geschaut, dass sich mein Menschenbild verändert hat", sagt Jürgen Domian. Seit 1995 moderiert der 49-Jährige die werktägliche WDR-Anrufsendung, die seinen Namen trägt. Als Kummerkasten-Onkel ist er eine Institution, ihm öffnen viele ihre Seele. "18 000 Interviews habe ich geführt, und ich habe vorher nicht gedacht, dass Menschen zu solchen Dingen fähig sind", sagt Domian, der aber Wert darauf legt, dass er darüber nicht zum Pessimisten geworden ist: "Das Gute ist immer möglich."

Ein Teil dieser Erfahrungen ist auch in seinen ersten Roman "Der Tag, an dem die Sonne verschwand" eingeflossen. Der Fotograf Lorenz steht in brüllender Hochsommerhitze am Fenster, da zieht schlagartig ein Schneesturm auf. Danach bleibt es dunkel und eisig kalt - Tage, Wochen, Monate. Lorenz findet weder Menschen noch Tiere, die die Katastrophe überlebt haben. Ganz auf sich selbst zurückgeworfen, zieht er eine Bilanz seines Lebens.

Vor drei Jahren kam er zu dem Schluss: "Ich bin jetzt in einem Alter, in dem man seine Träume nicht mehr vor sich herschieben sollte." Und ein Lebenstraum war es, einen Roman zu schreiben. Er fand einen Plot in einer alten Kurzgeschichte und machte sich an die Arbeit - mit allen Selbstzweifeln: "Bewältigst du das? Ziehst du das durch?" Es klappte: Ob Wochenende oder Urlaub, Domian blieb dran.

Dennoch kommt das Thema Dunkelheit nicht von ungefähr in den Roman, denn sie ist ein Dauerthema für Jürgen Domian. Weil er immer nachts arbeitet und entsprechend lange schläft, sieht er im Winter kaum Tageslicht. Auf Rat seines Arztes hat er sich schon eine Art Höhensonne mit hoher Lux-Zahl angeschafft, vor der in den dunklen Monaten regelmäßig eine halbe Stunde Licht tankt.

Ulkigerweise zieht es ihn auch im Winterurlaub ausgerechnet nach Nordeuropa, wo es dann gar nicht mehr richtig hell wird. Aber auch in Lappland gibt es ja mittlerweile Cafés mit quasi sonnenheller Beleuchtung.

Die Geburt seines ersten Romans hat gedauert. Doch vom Schreiben mag er nicht mehr lassen: "Ich würde mir das sehr gerne als zweite, stille Welt aufbauen - als Gegengewicht zu der eher öffentlichen Arbeit." Diese Arbeit sei fast eine Art Mediation. Der Umgang mit Sprache macht ihm Spaß, ein "richtiges Glückserlebnis" sei es, wenn ein Satz endlich genauso klinge, wie er es sich vorgestellt hatte.

Autor Jürgen Domian wurde am 21. Dezember 1958 in Gummersbach geboren. Während des Studiums in Köln jobbte er als Kabelhilfe beim Fernsehen und fing als Radiomoderator beim WDR an. Seit dem 1. April 1995 läuft werktäglich um 1 Uhr die Radiosendung "Domian" auf Eins Live, die auch im WDR-Fernsehen übertragen wird.

Roman Jürgen Domian: "Der Tag, an dem die Sonne verschwand", 285 S., Heyne-Verlag, 8,95 Euro

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