Konferenz: Kann Konsum die Welt verbessern?

Frankfurt/Main (dpa) - Kann Konsum die Welt verbessern? Zumindest ein bisschen, glauben die Organisatoren einer Messe für Menschen, die bei ihrem Konsumverhalten auf Gesundheit und Nachhaltigkeit achten.

Die achtsame Haltung nennt man neudeutsch LOHAS: „Lifestyle of Health and Sustainability“. Diese kleine, aber finanzstarke Klientel bevorzugt Waren, die ressourcenschonend produziert sind und fair gehandelt wurden, und belohnt Firmen, die sich sozial verhalten. Auf der 5. KarmaKonsumKonferenz in Frankfurt stehen sie im Mittelpunkt.

Geschäftsideen gibt es mehr als genug. Zu den Kandidaten für den mit 10 000 Euro dotierten KarmaKonsum-Gründerpreis gehört eine Firma, die Leder ohne Chemie mit Rhabarberwurzeln gerbt (Rooters), eine Suchmaschine, bei der jeder Klick dem Regenwald im Amazonas zugutekommt (Ecosia) und ein Gartenbauprojekt, das Ackerflächen an Großstädter vermietet. Auf dem Grabbeltisch präsentieren sich die Hersteller CO2-neutraler Kondome und Firmen, die Eis mit Agaven süßen.

Dabei ist die KarmaKonsumKonferenz eigentlich keine Verbrauchermesse wie die „Heldenplatz“ in Berlin - hier geht es um den Diskurs. Eröffnungsrednerin der zweitägigen Konferenz, zu der sich 800 Teilnehmer angemeldet hatten, war am Donnerstag (9.6.) die Volkswirtschaftsprofessorin Angelika Zahrnt, Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung. Korrekter Konsum bedeute auch Konsumverzicht, redete sie den Teilnehmern ins Gewissen. „Wirtschaftswachstum als prioritäres Ziel ist nicht mit Nachhaltigkeit vereinbar.“

Vieles in dieser Szene läuft über das Internet: Auf der Plattform Korrekte Klamotten bloggen Hersteller und Läden über „korrekt“ produzierte Kleidung. Als „Marktplatz für eco fashion und green lifestyle“ versteht sich der Avocado-Store, in dem mehr als 13 000 „grüne“ Produkte eingestellt sind - vom wasserdruckbetriebenen Duschradio bis zur Tasche aus Feuerwehrschlauch. Selbstgemachtes aus allen Handarbeitstechniken bekommt man bei etsy.de. Einen Dachverband für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen gibt es auch schon: Dasselbe in Grün.

Über das Internet organisieren sich auch die Mitglieder der Carrotmob-Bewegung. Ein Carrotmob ist das Gegenteil von Boykott: Statt nicht-nachhaltig wirtschaftende Geschäfte durch Enthaltung zu bestrafen, werden ökologisch korrekte Läden durch Massen-Einkäufe belohnt. Konkret funktioniert das so: Über das Internet verabreden sich Menschen, zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem bestimmten Laden einzukaufen, wenn der Besitzer verspricht, einen Teil des Mehrerlöses zugunsten der Umwelt zu reinvestieren. Eine „Win-win-win-Situation“, glaubt Erfinder Brent Schulkin, von der Ladenbetreiber, Käufer und Umwelt profitieren.

Dass der Kalifornier mit dem Flieger anreiste, machte die Organisatoren nicht glücklich: „Seine Flugreise kompensieren wir natürlich“, betonte KarmaKonsum-Erfinder Christoph Harrach, der auch ein gleichnamiges Internet-Portal betreibt. Welches Karma hat der Konsum? Immer das, das wir ihm geben, sagt Harrach. Karma meine nichts anderes als Wirkung: Letztlich gehe es nur darum, beim Einkauf die Wirkung mitzubedenken. Damit könne man vielleicht nicht die Welt retten, „aber Konsum ist ein guter Einstieg“.

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