Das Herz besitzt die Fähigkeit zur Selbstheilung

London (dpa) - In Zukunft könnten sich Herzen nach einem Infarkt womöglich selbst heilen. Forscher haben im ausgewachsenen Herzmuskel von Mäusen Zellen entdeckt, die mit Hilfe eines kleinen Moleküls dazu gebracht werden können, sich in Herzmuskelzellen zu verwandeln.

Sie können dann abgestorbene Zellen ersetzen und so Schäden im Herzmuskel reparieren, berichten die Forscher im Fachblatt „Nature“ (online vorab). Noch sei der Umwandlungsprozess der Zellen nicht sehr effektiv. Es müssten deshalb andere Moleküle oder Faktoren gesucht werden, die den Vorgang verbessern und sich für zukünftige Infarkt-Therapien beim Menschen eigneten.

Die Reparatur-Zellen befinden sich vermutlich in der äußeren Schicht des Herzmuskels, dem Epikard. Sie werden daher Epicardial Derived Cells (EPDC) genannt. Im Embryo verwandeln sich diese Stammzellen-ähnlichen Vorläuferzellen in zahlreiche verschiedene Zelltypen des Herzen, unter anderm in Herzmuskelzellen. Bisher dachten Experten, dass diese Fähigkeit im ausgewachsen Herzen verloren geht.

Nicola Smart vom Institute of Child Health in London (Großbritannien) und ihren Mitarbeitern gelang es nun, die Zellen bei ausgewachsenen Mäusen mit Hilfe des Moleküls Thymosin beta-4, kurz Tß4, zu reaktivieren. Von Tß4 war bereits zuvor bekannt, dass es das Wachstum neuer Blutgefäße im Herzen nach einem Infarkt begünstigt.

Um die Selbstheilungskräfte des Herzens anzuregen, verabreichten die Forscher zunächst gesunden Nagern das Tß4-Molekül. Dies schien die Vorläuferzellen auf die bevorstehende Reparatur vorzubereiten. Dann lösten sie bei den Tieren einen Infarkt aus. Die Zellen verwandelten sich daraufhin in Herzmuskelzellen. Sie integrierten sich in den Herzmuskel und nahmen dort ihre Arbeit auf.

Es sei denkbar, dass in Zukunft einmal Risiko-Patienten zusammen mit den gängigen Herzmedikamenten eine Tablette einnehmen, die ihr Herz auf die Reparatur nach einen möglichen Infarkt vorbereitet, sagte der Leiter der Untersuchung, Paul Riley, laut einer Pressemitteilung der British Heart Foundation (BHF). Wenn es dann tatsächlich zu einem Infarkt komme, könnten die entstandenen Schäden ausgebessert werden.

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