Deutscher Medienpreis für George Clooney

Baden-Baden (dpa) - Ein Hauch von Hollywood im verregneten Baden-Baden: Frauenschwarm und Oscarpreisträger George Clooney gibt am Dienstagabend bei der Verleihung des Deutschen Medienpreises eine Mischung aus Sunnyboy und nachdenklichem Staatsmann.

Charmant und freundlich beantwortet er nach der Laudatio Fragen Jugendlicher aus dem Publikum. Mal ist er ernst: „Jeder kann was gegen das Unrecht auf der Welt tun - auch im kleinen“. Und kurz darauf beruhigt er mit einem breiten Lächeln zwei Mädchen: „Ich werde den Bart nach den Dreharbeiten sofort wieder abnehmen.“

Clooney kann spielend das Fach wechseln. In seiner Dankesrede spricht er eindringlich davon, dass trotz der immer wiederkehrenden Friedensversprechen doch immer wieder Krieg und Vertreibung herrschen. Er nutze seine Bekanntheit, um den Menschen in der sudanesischen Krisenregion Darfur zu helfen. „Ich habe das Glück zu verstehen, dass ich nur eine gewisse Zeit im Scheinwerferlicht stehe.“ Und diese Zeit will er ausschöpfen. „Solange das Auto fährt, fahre ich es schnell.“ Diesen Mut würdigt die überraschend als Laudatorin ausgesuchte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU): „Wenige Weltstars trauen sich, so klar Position zu beziehen.“

Das Multitalent Clooney weiß auch, dass ein Abend mit ihm nicht ohne Anspielung auf sein gutes Aussehen auskommt. Bei der Nennung des Titels „sexiest man alive“ johlt der Saal. „Da sind wir alle nur Beipackzettel“, sagt Preisstifter Karlheinz Kögel zur Begrüßung und fügt hinzu: „Wir Männer halten uns heute zurück.“ Und diese verzichten auch von vornherein auf jede Balzhaltung. „Das darf man erst gar nicht probieren“, warnt Moderator Thomas Gottschalk mit einem Augenzwinkern.

Kai Pflaume versucht es mit Verbrüderung. „Er ist ein cooler Typ.“ Der smarte Moderator sieht sich nicht in einer Konkurrenz. „Er hat so viele weibliche Fans, da kann ich mich heute entspannt zurücklehnen.“ ZDF-Anchorman Claus Kleber will auf andere Weise von dem attraktiven Star profitieren: „Ich hoffe, dass meine Frau heute Abend die richtigen Impulse bekommt.“

Clooney selbst lässt all diese Bewunderung charmant abtropfen. Ob er Tipps für die deutschen Männer habe, wie sie „mehr Clooney“ werden könnten? „Ich gebe keine Ratschläge - und ich bin sicher der Letzte, von dem Sie Ratschläge haben wollen.“ Auch die wiederholten Hinweise auf seine Auszeichnungen als Sexsymbol hebelt er locker und durchaus tiefsinnig aus: „Ich war auch auf dem Titelbild eines Magazins für Pensionäre als "sexiest man still alive" (als sexiester noch lebender Mann).

Was aber bringt einen Weltstar dazu, nach Baden-Baden zu kommen, um einen Preis entgegenzunehmen, der aus einer Keramikfigur und einem Abendessen aus der Küche des Sternekochs Harald Wohlfahrt besteht? Auf der Aftershow-Party hat Medienpreis-Stammgast Johannes B. Kerner eine Antwort parat: „Das Besondere an dieser Veranstaltung: Sie hat nichts Böses, ist nicht zynisch und einfach gut und herzlich.“

Und sie dauert nicht lange. Bereits am späten Abend hebt Clooney wieder ab in Richtung Berlin - zu seinem Hauptberuf. Dort führt er Regie und spielt eine Hauptrolle in „The Monuments Men“, ein Film über Kunstexperten, die wertvolle Werke vor der Zerstörung der Nationalsozialisten retten.

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