Interview Eko Fresh: Migrant oder nicht kann man in Köln nicht unterscheiden

Der Kölner Rapper Eko Fresh hatte früh Erfolg, dann wurde es irgendwann etwas ruhiger um ihn. Heute sorgen seine Raps wieder für Aufsehen, auch weil er darin die aktuelle politische Gemengelage in Deutschland kommentiert - von Kölner Silvesternacht bis AfD.

Interview: Eko Fresh: Migrant oder nicht kann man in Köln nicht unterscheiden
Foto: Rolf Vennenbernd

Köln. Eko Fresh sagt, er sei da unfreiwillig reingerutscht, in diese Rolle als „Stimme der Migranten“, als die ihn mittlerweile einige betrachten. Aber der Kölner Rapper wehrt sich auch nicht dagegen. Zuletzt ist er in seinen Texten sehr politisch geworden, hat sich in einem Song („AFD - Albtraum für Deutschland“) über die AfD ausgelassen und sich mit den Übergriffen aus der Silvesternacht auseinandergesetzt. Ein Gespräch über seine Heimat Köln, deren „Halbwelt“, ihre verlorenen Generationen und warum er Angela Merkel „Props“ geben wollte.

Du hast in deinem Rap über die AfD getextet: „Jeder, der meine Angie anmacht, kriegt es jetzt mit uns zu tun“. Dass ein Rapper mal die Bundeskanzlerin verteidigt, hätte man nicht unbedingt vermutet vor ein paar Jahren, oder?
Eko Fresh:
Als ich es gemacht habe, habe ich auch ein bisschen geschmunzelt. Weil ich nie gedacht hätte, dass ich mal in einem Rap Angela Merkel in Schutz nehme. Aber hier ging es um ein bestimmtes Thema und ich hatte das Gefühl, dass sie die Einzige mit einem klaren Kopf war. Deswegen habe ich mich in diesem Fall auf ihre Seite gestellt - was nicht bedeutet, dass ich bei jedem Thema hinter ihr stehe. Aber sie hat mir auch als Migrant bewiesen, dass sie für uns mitdenkt. Deswegen wollte ich ihr die Props (übersetzt etwa: Respektsbekundungen) zurückgeben.

Du hast zuletzt ziemlich schnell mit Raps auf politische Entwicklungen reagiert, etwa nach dem AfD-Wahlergebnis in Sachsen-Anhalt. Hat man da nicht Angst, dass man einen Schnellschuss produziert? Manchmal sieht man die Sache mit etwas Abstand ja anders.
Eko Fresh:
Ich habe vor nichts Angst. Wenn ich eine Meinung habe, rappe ich sie. Sollte ich mich irren, kann ich das auch rappen. Als das AfD-Ergebnis für Sachsen-Anhalt bekannt wurde, hat mich das einfach schockiert. Da habe ich im Bett gesessen und meinen Block genommen und es am nächsten Tag aufgenommen. Wenn mich etwas beschäftigt, dann packe ich es in meine Kunst rein. Das ist mein gutes altes Handwerk: Rap. Da fühle ich mich wohl.

So hast du auch kurz nach der Kölner Silvesternacht ein Video mit einem Rap zu diesem Thema hochgeladen.
Eko Fresh:
Bei vielem auf meiner neuen Platte geht es um Köln. Und da dachte ich mir: Ich kann nicht so viel über Köln rappen, wenn dort gerade etwas passiert, was die ganze Welt beobachtet. Ich habe versucht, den Standpunkt der normalen Kölner, der normalen Bürger, meiner Kumpels, wiederzugeben. Ob Migranten oder nicht, das kann man hier sowieso nicht mehr unterscheiden. Ich kenne hier viele Leute, die wie Türken aussehen, aber Kölsch reden.“

Frage: Über Köln ist danach viel diskutiert worden. Über Ausländerkriminalität zum Beispiel. Du bist Kölner und so eine Art Stimme der Migranten geworden. Wie nimmst du die Stadt heute wahr?
Eko Fresh:
Es hat nicht die Stadt an sich verändert. Aber natürlich ist es in den Hinterköpfen drin. Leider können es die Falschen daher auch für ihre Ziele nutzen. Die Täter dieser Nacht verurteile ich aber total. Viele Menschen in Köln-Kalk, wo ich herkomme, tun mir heute etwas leid. Viele haben seit Jahren ihre Geschäfte dort und jetzt auf einmal sind da regelmäßig diese riesigen Razzien.

Dein neues Album beschreibt die Kölner „Halbwelt“, wie es heißt. Was spielt sich dort ab?
Eko Fresh:
Ich bin dort groß geworden. Denn Kalk ist definitiv ein Brennpunkt. Es gibt dort ganz viele clevere Leute, die wohl irgendwann im Vorstand eines Unternehmens sitzen würden - wenn sie nicht dort aufgewachsen wären. Stattdessen sind sie durch die Begebenheiten vor Ort auf die schiefe Bahn geraten. Ich will es aber auch nicht glorifizieren. Ich mache ja keinen Gangster-Rap. Ich habe aber eine Prise Straße dabei, weil ich es selbst erlebt habe.“

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