Die NRW-Kultur macht keine bella figura

Düsseldorf (dpa) - Ein gute Figur macht Nordrhein-Westfalens Hochkulturbetrieb zur Zeit nicht gerade. Von Duisburg bis Bonn wird gestritten und gezankt.

Grund sind zumeist die Finanzen wie etwa beim Opernkrieg in Köln. Dort lieferte sich Opernintendant Uwe Eric Laufenberg eine öffentliche Schlammschlacht mit der Stadt wegen der angeblichen Unterfinanzierung seines Hauses. Schließlich wurde Laufenberg fristlos vor die Tür gesetzt.

Zumindest die drohende Scheidung der jahrzehntelang bewährten „Opernehe“ zwischen dem reichen Düsseldorf und der hoch verschuldeten Stahlstadt Duisburg ist abgewendet. Der Duisburger Stadtrat kippte am Montagabend den Vorschlag der Verwaltung, die Operngemeinschaft zu kündigen und damit elf Millionen Euro einzusparen. Dennoch wird es zu schmerzlichen Einschnitten kommen.

Als Sparvorschlag steht die Ausgliederung der erfolgreichen Ballettsparte im Raum. Öffentlich haben die Düsseldorfer in den vergangenen Wochen bereits mit einer Ballett-Kooperation mit Köln geliebäugelt. Doch dürfte es ein steiniger Weg der Bürokratie werden, wollte man das Ballett aus dem Rheinoper-Betrieb ausgliedern und mit der ebenfalls unter Sparzwang stehenden Kölner Oper verbinden.

Nun meldet sich auch NRW-Kulturministerin Ute Schäfer zu Wort. Sie führt ein Haus, das Familie, Kinder, Jugendliche, Kultur und Sport unter einem Dach vereint. „Sammelsurium“ wird das Ministerium von Spöttern genannt. Schäfer wurde vorgeworfen, die Kultur zu vernachlässigen. Nach der Neuwahl in NRW sitzt die rot-grüne Landesregierung nun fester im Sattel. Und auch Schäfer will Akzente setzen.

Für ihre Verhältnisse ungewöhnlich offen kritisierte Schäfer den Kölner Opernstreit. Vor allem aber kritisierte sie die Ausstellungspraxis in der mit öffentlichen Mitteln geförderten Bonner Bundeskunsthalle, deren Intendant Robert Fleck keine Vertragsverlängerung bekommen wird. Die jüngste Ausstellung von Werken Anselm Kiefers, die ausschließlich aus einer Privatsammlung stammen, wurde als „skandalös“ kritisiert. Schäfer spricht von einem „Kulturbruch“. Gesellschafter der Bundeskunsthalle sind der Bund und die Länder.

Kulturpolitik im bevölkerungsreichsten Bundesland ist kein einfaches Geschäft. Denn anders als in anderen Bundesländern besteht jede größere Stadt entlang des Rheins auf ihrem eigenen Theater oder Orchester. Das Rheinland und Westfalen sind zudem kulturell nie richtig zusammengewachsen. So hält Schäfer ein vom Land finanziertes Staatsballett oder Staatstheater wie etwa in Bayern auf absehbare Zeit für nicht vorstellbar.

Die Städte und Kommunen in NRW finanzieren ihre Theater, Opern und Museen traditionell weitgehend selbst. Ausnahme sind die landeseigene Kunstsammlung NRW und das zur Hälfte vom Land bezuschusste Düsseldorfer Schauspielhaus. Die Finanzkrise der hoch verschuldeten Kommunen trifft die Kulturlandschaft also besonders hart.

Schäfer findet, dass Nordrhein-Westfalen sich national „immer noch unter Wert“ verkaufe und selbstbewusster auftreten müsse. Da gebe es nicht nur die Ruhrtriennale und das Pina Bausch-Tanztheater. „Das Problem ist, dass wir keine Zeitung haben, die ganz NRW mit einem eigenen Feuilleton begleitet.“ Aber daran könne auch sie als Ministerin nichts ändern.

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