Der trügerische Frühling im Januar

Straßencafés öffnen die Terrassen, und mancherorts singen schon die Amseln. Haken an der Sache: Nächste Woche wird es frostig.

Kirschblüte in Hamburg: Nicht im April, sondern im Januar.

Kirschblüte in Hamburg: Nicht im April, sondern im Januar.

Foto: Julian Stratenschulte

Hamburg. Das Wetter fühlt sich Anfang Januar nach Frühling an. Aber die Hoffnung, der Winter sei vorbei, bevor er begonnen hat, ist trügerisch. Zwar sei es derzeit sechs Grad wärmer als sonst, „aber das ist eine Momentaufnahme“, sagte Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. Auch 2013 hatte mild angefangen, dann kam der Winter und blieb bis April. Aber es wird langsam immer kälter, und in der nächsten Woche kommt Frost. Die Folgen der ungewöhnlich milden Januar-Tage reichen von positiv bis problematisch:

Natur: „Für Hasen, Rehe, Hirsche und Wildschweine ist ein warmer Winter etwas Tolles“, sagt Andreas Kinser, Wildbiologe bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Nahrung gibt es genug, und die Tiere sind gut gepolstert, denn sie haben sich im Herbst eine dicke Fettschicht angefressen. Ein Kälteeinbruch wäre nur für die Wildschweine gefährlich, denn ihre Jungen vertragen keine kalte Nässe.

Tourismus: Selbst in den Hochlagen der Mittelgebirge keine Spur von Winter. Lifte stehen still, Hoteliers warten auf Gäste. Im größten Skigebiet des Harzes in über 900 Metern Höhe ist noch kein Skifahrer abgefahren. Sogar für die Beschneiung sei es zu warm gewesen, sagt Braunlages Tourismus-Chef Christian Klamt.

Gesundheit: Anfang Januar hat die Heuschnupfenzeit begonnen. Haselpollen sind schon unterwegs. Beim Allergie- und Asthmabund in Mönchengladbach gingen erste Meldungen zu Beschwerden ein. Eigentlich seien die aktuellen Temperaturen aber eher positiv für den Organismus, sagt Medizin-Meteorologin Christina Endler. Die UV-Strahlung sei noch zu schwach, um zu schaden, Spaziergänge draußen steigerten Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit.

Landwirtschaft: Auf den Feldern stehen das im Herbst ausgesäte Getreide in frischem Grün. Gefahr droht, wenn es richtig kalt wird und Frost droht. Die Bauern bleiben ob der Temperaturen aber dennoch gelassen. Winzern haben die lauen Temperaturen die Eisweinlese vermiest. Die Bedingungen dafür — sieben Grad minus — sind vorerst kein Thema.

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