Bei der Feuerwehr brennt’s: Die Frauen müssen löschen

Die Freiwilligen haben Probleme, tagsüber genügend Kräfte zusammenzutrommeln.

Krefeld. 112 - der Notruf ist abgesetzt, die Feuerwehr sollte innerhalb von sieben Minuten am Einsatzort sein. Eigentlich. Denn diese Vorgabe einzuhalten, wird für einige Einheiten der Freiwilligen Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen immer schwieriger. V

or allen Dingen tagsüber. Das liegt nicht etwa am fehlenden Nachwuchs - die Zahl der ehrenamtlichen Brandbekämpfer ist seit 2005 konstant geblieben oder in einigen Städten sogar gestiegen.

Vielmehr befürchten immer mehr Menschen berufliche Nachteile, wenn sie tagsüber zu einem Einsatz eilen, anstatt ihrer Arbeit nachzugehen. Gerade jetzt, in der Krise, trauen sich nur noch wenige, in ihrem Betrieb alles stehen und liegen zu lassen, wenn sie alarmiert werden.

Doch nicht nur die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes bremst die Feuerwehrleute aus. Einige von ihnen sind während einer Alarmierung schlicht zu weit weg - weil sie täglich zum Arbeiten in eine andere Stadt pendeln.

Klaus Schneider, Ehrenvorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes (LFV), hat schon vor vielen Jahren diese Entwicklung vorausgesagt. "Schon damals hat die Zahl der Menschen zugenommen, die nicht an ihrem Wohnort gearbeitet haben."

Aus diesem Grund hat Schneider zusammen mit seinen Kollegen 2002 ein neues Gesetz angestoßen: So sollte es möglich sein, nicht nur einer Feuerwehr anzugehören, sondern der am Wohn- und der am Arbeitsort.

Auch Carola Lohmann profitiert von dieser Reglung. Die 28-Jährige arbeitet in Wachtendonk, lebt jedoch in Krefeld-Hüls. Die Kommunalbeamtin wollte nicht nur abends, nachts und am Wochenende der Freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung stehen - sondern jederzeit.

Aus diesem Grund entschied sie sich, in beiden Feuerwehren Mitglied zu werden. Vom Arbeitgeber wird sie für die Einsätze ohne Probleme freigestellt. "Selbst wenn ich nachts in Krefeld lange bei einem Einsatz war, darf ich länger schlafen und muss erst mittags im Büro sein."

Während Carola Lohmann in Hüls die einzige Frau ist, hat sie in Wachtendonk einige Kolleginnen. Weder an ihrem Wohn- noch an ihrem Arbeitsort ist die Beamtin von ihren männlichen Kameraden aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt worden. "Natürlich mache ich dieselben Sachen wie die Männer. Man darf eben nur nicht zimperlich sein."

Unkomplizierte Frauen, die gerne anpacken - die wünscht sich der Deutsche Feuerwehrverband. "Wir brauchen mehr Frauen. Wir können die Tagesverfügbarkeit der Freiwilligen Feuerwehr nur mit ihrer Hilfe verbessern", sagt Klaus Schneider vom LFV.

Gerade junge Mütter, die nicht berufstätig sind, möchte die Feuerwehr für den Dienst gewinnen. Doch was machen die Frauen während des Einsatzes mit ihren Kindern? "Sie bringen sie einfach in die Wache mit, wo sie dann betreut werden", sagt Schneider. Ein Problem sei die Kinderbetreuung nicht.

Das sieht auch Horst Schmidtberg von der Freiwilligen Feuerwehr in Leichlingen so. In der Stadt an der Wupper haben Feuerwehr-Frauen eine lange Tradition: Bereits vor 20 Jahren hatten die Damen ihren eigenen Löschzug.

Das ist Vergangenheit - heute arbeiten die 150 Männer und 16 Frauen zusammen. Schmidtberg setzt jedoch nicht nur auf die weibliche Verstärkung, um tagsüber immer genügend Kameraden zusammenzutrommeln. "Bei uns werden immer mehr Leute alarmiert, als wir eigentlich brauchen. Wenn wir die Besatzung von drei Löschfahrzeugen brauchen, dann alarmieren wir grundsätzlich vier", sagt der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr.

Denn auch er weiß, dass sich einige nicht mehr trauen, tagsüber ihren Arbeitsplatz zu verlassen. "Auch wenn eigentlich alle wissen, dass dem Feuerwehrmann aufgrund seiner Tätigkeit keine Nachteile entstehen dürfen."

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