An Berlin mag sie das Gemütliche

Porträt: Désirée Nosbusch kehrt nach 20 Jahren in Los Angeles zurück und zieht zu ihrem Freund Mehmet Kurtulus.

Berlin. Désirée Nosbusch hängt in der Luft. Vier Meter Abgrund unter sich und oben auf dem Balken, an den sie sich gerade noch klammert, der Miesling, der schon zum tödlichen Fußtritt ausholen will. Das TV-Publikum bibbert mit, "aber so gefährlich, wie es ausschaut, war es gar nicht", lacht die Schauspielerin zu dieser atemberaubenden Szene aus ihrem Film "Die Jäger des Ostsee-Schatzes".

Dort ist Nosbusch eine junge Archäologin, die es eigentlich in abenteuerliche Fernen zieht, aber zugleich noch einmal ins heimatliche Heiligenhafen, und siehe - das Abenteuer liegt so nah. Was auch für die eigenen Erfahrungen der geborenenen Luxemburgerin bei ihrem Spagat zwischen zwei Kontinenten gilt.

Auch sie selber nicht, so liebevoll sie auf die Wahlheimat zurückblickt: "Ihr Optimismus wird mir fehlen, dieser Lebensmut der Menschen, die Bereitschaft, auch nach Katastrophen immer wieder von Neuem anzufangen. Und wenn hundert Mal ein Tornado ihre Häuser in die Luft gewirbelt hat..."

Der modische europäische Dauerpessimismus kann sie dagegen ganz schön nerven. Dafür freut sie sich umso mehr, "endlich mal wieder durch Städte bummeln zu gehen, ohne immerzu das Auto nehmen zu müssen, mal rasch eine Freundin zu besuchen, mit ihr eine Tasse Kaffee lang herumzuratschen".

Eine Wanderin zwischen den Welten. Auch im Beruf: Sie ist Schauspielerin und Moderatorin, die Souveränität in mehreren Sprachen mit elegantem Auftreten verbindet. Solche Vielseitigkeit macht hierzulande verdächtig, hat ihr in früheren Zeiten manch harsche Kritik eingebracht. Die hat sie - feinfühlig hinter fröhlich burschikoser Fassade - wohl mehr gekränkt, als sie zugeben will.

Doch das ist alles Vergangenheit: "Als es im Jahr 2000 bei der Verleihung der Goldenen Kamera hieß, die Moderation habe die Schauspielerin Nosbusch, fühlte ich mich endlich ernst genommen."

Zur Zukunft gehört der neue Lebenskreis Berlin. Und natürlich die Beziehung zu dem Kollegen Mehmet Kurtulus (35), der ebenfalls zwei Kinder hat. Er wird als Robert Atzorns Nachfolger neuer "Tatort"-Kommissar beim NDR, und so etwas ist immer noch eine Art Ritterschlag in der deutschen Schauspielerschaft.

Désirée Nosbusch freut sich für ihn. Aber sie selber drängt es nicht in die Kommissarsriege: "Ich mache höchstens mal als Verdächtige mit. Oder als Leiche." Wieder lacht sie und spricht lieber vom Theater.

Désirée Nosbusch: Die Tochter einer Italienerin und eines Luxemburgers wurde am 14.Januar 1965 in Esch-sur Alzette (Luxemburg) geboren. Sie spricht Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Luxemburgisch fließend. Von 1981 bis 1990 war sie mit ihrem 26 Jahre älteren Manager Georg Bossert liiert, der 1995 von seinem Sohn ermordet wurde. Von dem österreichischen Filmkomponisten Harald Kloster, dem Vater ihrer beiden Kinder, ist sie gerade "glücklich geschieden".

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