Kriegsdenkmal und „Samba“: So gedenkt Cronenberg

Historiker listet Denkmäler in Wuppertal auf einer Internetseite auf. Allein 32 davon gibt es in Cronenberg — Tendenz steigend.

Kriegsdenkmal und „Samba“: So gedenkt Cronenberg
Foto: Hartmut Schmahl

Wuppertal. Denkmäler erinnern an die Geschichte einer Stadt. Sie sind Mahnmal für die Bewohner oder ehren die Leistungen ehemaliger Bürger. Ihre Formen sind vielfältig — neben Statuen und Tafeln bieten Gedenksteine Einblicke in die eigene Vergangenheit. Auch in Cronenberg zeugen zahlreiche Denkmäler von der bewegten Geschichte der Stadt. Historiker Jan Niko Kirschbaum kann 32 solcher Erinnerungsorte auflisten, wovon drei aber inzwischen zerstört oder verlegt wurden.

Ein besonderer Ort ist das Cronenberger Kriegerdenkmal für ihn. Das Ehrenmal in Form einer Pyramide mit einer vorgelagerten trauernden Frauenfigur wurde am 14. Oktober 1928 eingeweiht. Es erinnerte auf zwei Bronzetafeln zunächst an die Toten des Ersten Weltkrieges. 1956 wurde eine weitere Tafel angebracht, um auch der Opfer des Zweiten Weltkrieges zu gedenken.

„Hier ist die Formsprache sehr ungewöhnlich“, begründet Kirschbaum seine Faszination. Das Denkmal folgt einem reinen Trauermotiv — es hat nichts Martialisches, nichts glorifizierendes. „Es ist sehr einfach, sehr traurig“, so der Historiker. Dies sei außergewöhnlich für Soldatendenkmäler aus der Zeit zwischen den Kriegen.

Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich die Zahl der Gedenktafeln und Gedenksteine in Cronenberg deutlich erhöht. An immer mehr Orten laden sie die Passanten zur Reflexion ein. Kirschbaum hat dafür eine Erklärung: „Es gibt so eine Art Geschichtsboom.“ Besonders seit den 1980er Jahren würden sich die Bürger vermehrt mit der Lokalgeschichte auseinandersetzen.

Dabei werden die Denkmäler immer erklärender. „Es gibt mehr und mehr Tafeln mit immer mehr Text.“ Denn diese neuen Erinnerungsorte müssen nicht mehr monumental sein, sondern sollen informieren — ihre Form rückt in den Hintergrund. Kirschbaum sagt, der Trend zur Erinnerung begründe sich zum Teil aus dem Rückbezug auf die eigene Geschichte. Der würde durch die Suche nach Identität in einer immer komplizierter erscheinenden Welt ausgelöst.

Gleich zwei Beispiele des neueren Umgangs mit der Vergangenheit befinden sich an der ehemaligen Bahnstrecke zwischen Wuppertal-Steinbeck und Cronenberg — der Sambatrasse. Um an die Industriegeschichte Cronenbergs zu erinnern, stellte dort der Cronenberger Heimat- und Bürgerverein im Januar 2008 einen Riemenfallhammer auf. Die schätzungsweise 175 Jahre alte Maschine war noch bis ins Jahr 2000 in Betrieb und stammt aus der Reparaturwerkstatt der Straßen- und Tiefbaufirma Heikaus.

Eine einfache blaue Plastiktafel erklärt den Besuchern ihre Funktionsweise. Auch der Strecke selbst wird gedacht. Auf Neukuchhausen, direkt an der ehemaligen Bahnlinie, wurde 2008 ein alter Triebwagen als Denkmal aufgestellt: Das Modell VT 95 — aufgrund der kurvenreichen Strecke von den Wuppertalern liebevoll Samba — der Namensgeber der Trasse.

Sowohl der Fallhammer als auch der Triebwagen zeugen von einem Umgang mit der Vergangenheit, der sich nicht in Symbolik verliert. Denkmäler sollen erinnern, mahnen und zum Nachdenken anregen. Doch sie können die Erwartungen der Erbauer oft nicht erfüllen. „Wer sie einmal gesehen hat, nimmt sie im Alltag häufig nicht mehr wahr“, sagt Kirschbaum. Der Historiker hat es sich zur Aufgabe gemacht die Denkmäler Wuppertals zu dokumentieren. Seit 2010 zieht er durch die Stadt, fotografiert diese Orte der Erinnerung und listet sie auf seiner Internetseite auf.

Den Menschen bieten die Denkmäler zudem eine Möglichkeit, die eigene Stadt und ihre Geschichte neu zu entdecken. Auch Jan Niko Kirschbaum gibt an, dass die Beschäftigung mit den Denkmälern seinen Blick auf die Stadt verändert hat. „Ich habe die Stadt nochmals ganz anders kennengelernt.“

www.denkmal-wuppertal.de

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