Grippe, ja oder nein? Wuppertaler im Test-Chaos

Eine Wuppertalerin und ihr 16-jähriger Sohn wurden tagelang von widersprüchlichen Test-Befunden in Atem gehalten.

Wuppertal. Man hat die Schweinegrippe, oder man hat sie nicht. Im Fall von Cornelia Dahlhausen (Name von der Redaktion geändert) und ihres 16Jahre alten Sohnes Martin - war das aber nicht so einfach. Die Mediziner waren sich uneins, reichten einem positiven Labor-Befund gleich einen negativen nach und umgekehrt: Test-Chaos pur.

Mit der Rückkehr von einer Spanien-Bustour am 19. Juli fing alles an. Weil ihr Sohn Husten mitbrachte und es im Bus zwei Fälle von Verdacht auf Schweinegrippe gegeben hatte, zog Dahlhausen den Hausarzt zu Rate. "Kein Fieber, keine Schweinegrippe", so das ärztliche Urteil.

Vier Tage später kam das Fieber. "Wir sind zur Sicherheit ins Bethesda-Krankenhaus gefahren, um einen Test machen zu lassen", sagt Dahlhausen. Die Ärzte nahmen Abstriche von Martins Rachen und Nase - spätestens 48 Stunden später sollten die Dahlhausens das Ergebnis erfahren. Doch dann kam nichts mehr - so dass Claudia Dahlhausen drei Tage später selbst im Krankenhaus anrief.

"Der Patient ist nicht in unserer Kartei", habe es geheißen. Auch im Labor in Mönchengladbach, wo die Probe eingeschickt worden war, habe man unter dem Stichwort Schweinegrippe-Befund keinen Martin Dahlhausen gefunden. Das erfuhr die Cronenbergerin nach einem Anruf. Auch, als das Krankenhaus dort anrief, blieb die Akte unentdeckt.

"Dann habe ich das Wuppertaler Gesundheitsamt angerufen. Das hat sich für uns eingesetzt", sagt Dahlhausen. "Sie haben die Probe dann im Labor gefunden. Aber sie ist nicht auf Schweinegrippe getestet worden, sondern auf etwas anderes." Das Gesundheitsamt erwirkte einen neuen Test. Das Ergebnis: negativ.

Martin ging nun wieder feiern, ihm ging es längst wieder gut. Dann, einen Tag später: ein Anruf vom Gesundheitsamt - seine Probe sei doch positiv getestet worden. In ihrer Wut fuhr die Mutter samt Sohn, Handschuhen und Mundschutz in ein Düsseldorfer Labor. Schnelltest-Befund: positiv. "Also war er wieder vier Tage in Quarantäne", so Dahlhausen. Dann kam ein Brief aus dem Düsseldorfer Labor: Der Labortest-Befund sei negativ. Keine Schweinegrippe.

"Ist es das alles wert?", fragt sich Dahlhausen, die sich nicht nur über den widersprüchlichen Test-Marathon aufregt. "Man muss sich doch auf ein Ergebnis verlassen können." Bei "diesem ganzen Hype um die Schweinegrippe" verliere man die "normale" Grippe, die viel schlimmer sei, völlig aus den Augen.

Was sagt Gesundheitsamtsleiter Dr. Jörg Rieger zur Verlässlichkeit von Abstrichen und Co.? "Ein Schnelltest wird vor Ort in der Praxis gemacht und ist relativ ungenau." Zudem sei er ursprünglich für die gewöhnliche Grippe bestimmt gewesen, die Restbestände seien inzwischen fast aufgebraucht. Ein Labortest hingegen, bei dem überwiegend ein Rachenabstrich gemacht würde, sei von der Technik her zu fast 100Prozent sicher. "Nur durch falsche Handhabung und Verunreinigungen kann der Test ein falsches Ergebnis anzeigen."

Verfälschend könne unter Umständen aber auch der Test-Zeitpunkt wirken. "Ab einem Tag vor Ausbruch der Grippe ist er positiv, aber sobald nicht mehr genügend Viren im Körper sind, ist er wieder negativ." Das könne auch noch während eines Fiebers der Fall sein. Denn das sei eine Abwehr-Reaktion, die länger anhalten könne als die Viren selbst.

Ein weiteres Problem: Die Labor-Kapazitäten. Im Moment herrsche ein großer Ansturm, Ergebnisse gebe es mitunter erst nach zwei bis drei Tagen. In jedem Fall, sagt Rieger, sei es nicht sinnvoll, mehrere Tests durchführen zu lassen. Ein Test schlägt mit knapp 40Euro zu Buche, hinzu kommen Material- und Personalkosten.

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