Schweinegrippe: Wuppertal wappnet sich für den Ernstfall

Stadt, Rettungskräfte und Krankenhäuser rüsten sich für eine eventuelle Pandemie.

Wuppertal. 58 bestätigte Fälle von Schweinegrippe meldete die Stadt am Montag. Das Gesundheitsamt weist darauf hin, dass es bei dem bisher milden Verlauf der Grippe keinen Grund zur Panik gebe. Die Schweinegrippe könne, falls notwendig, auch mit gegen die herkömmliche Grippe geeigneten Mitteln behandelt werden. Diese Grippemittel dürfen nach ärztlicher Verschreibung erst dann eingenommen werden, wenn die Krankheit nachgewiesen wurde, sagt Dr. Jörg Rieger, Leiter des Gesundheitsamtes. "Der Arzt weiß am Besten, ob es sich wirklich um Schweingrippe handelt und welche Medikamente oder Maßnahmen helfen."

Krankenhäuser im Tal sind - wie berichtet - nicht erste Anlaufstellen für Menschen mit Verdacht auf die Schweinegrippe. Sie sollen sich an Haus- oder Kinderärzte wenden und ihren Besuch vorher telefonisch ankündigen, um weitere Ansteckungen zu verhindern. In schweren Fällen werden notwendige stationäre Behandlungen natürlich durchgeführt. Sollte es Probleme geben, weil der Hausarzt einen Patienten nicht behandeln will oder ihn per Telefon zum nächsten Krankenhaus schickt, sollte das Gesundheitsamt informiert werden. Ein solches Verhalten ist nach Angaben der Stadt nicht zulässig.

Das Gesundheitsamt hält sich an die Richtlinien des Robert-Koch-Institutes (RKI). Dazu gehört die Verfügung einer Quarantäne über erkrankte Menschen. Auch Kindertagesstätten, Schulklassen oder ganze Schulen können im Extremfall und nach Abwägung vom Gesundheitsamt geschlossen werden.

Sollte es hart auf hart kommen, gibt es nach im Notfall immer ausreichende Kapazitäten für die Behandlung infizierter Patienten. In diesem Fall würde der gleiche Notfall-Plan wie für andere so genannte Großschadensfälle gelten, so ein Stadtsprecher. Dann würden Turnhallen und Not-Unterkünfte bereitgestellt.

Wie reagieren Stadt, Feuerwehr, Polizei und den Krankenhäusern auf die Schweinegrippe? Unabhängig von der Schweinegrippe werden bei der Feuerwehr sowieso hohe Hygienestandards eingehalten, erklärt Leiter Siegfried Brütsch. Die gründliche Händedesinfektion gehöre zum Tagesgeschäft. Die Rettungswagen seien mit entsprechenden Pumpsprays ausgestattet, auch Mundschutz-Masken seien ausreichend vorhanden. Die Feuerwehr ist auf mögliche Infektions-Transporte vorbereitet. Für das eigene Haus wurde sicherheitshalber das Grippemittel Tamiflu eingelagert. Alle Mitarbeiter werden, wie auch bei Stadt, Polizei und Krankenhäusern, über notwendige Vorsichtsmaßnahmen informiert.

"Wir sind vorbereitet wie alle anderen Behörden auch", sagt Polizei-Sprecher Ralf Dargel. Der derzeitige Vorrat an Mundschutz und Desinfektionsmitteln reiche für gut zwei Wochen aus. Einen Tamiflu-Vorrat gebe es bei der Polizei allerdings nicht. Auch die Stadt lagert für ihre Mitarbeiter kein Tamiflu, nur das Gesundheitsamt hat das Mittel auf Vorrat. Sollte es zu einem großen Ausbruch von Schweinegrippe kommen und auch Polizei-Mitarbeiter betroffen sein, dann hätten der Wachdienst und der Einsatz draußen oberste Priorität. Dann könnte es schlimmstenfalls auch dazu kommen, dass kleine Bezirksdienststellen mit nur wenigen Mitarbeitern vorübergehend geschlossen und dass im Präsidium Besucherschleusen eingerichtet würden.

In allen Krankenhäusern wurden - wie berichtet - gesonderte Behandlungsbereiche eingerichtet, um Ansteckungen zu vermeiden. Verdachtsfälle werden bereits an der Pforte mit einem Mundschutz versorgt. Grundsätzlich weist Dr. Wolfgang Pfeiffer, Leiter der Klinikhygiene am Bethesda-Krankenhaus, darauf hin, dass man den Einsatz von Tamiflu herauszögern sollte, solange sich das Virus noch so harmlos zeige wie bisher. "Sonst bilden sich im Zweifel resistente Varianten." Übrigens: Wenn medizinisches Personal ungeschützten Kontakt zu Verdachtsfällen hatte, kann das Gesundheitsamt nach Abwägung ein Beschäftigungsverbot erteilen.

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