Der „Müngstener“ ist zu schwer für die Brücke

Kurz vor der Öffnug der Müngstener Brücke für den Zugverkehr gibt es Verwirrungen um das zulässige Höchstgewicht. Das Eisenbahnbundesamt hat eine Genehmigung für maximal 72 Tonnen erteilt. Doch der Müngstener ist deutlich schwerer. Die Bahn wiegelt jetzt ab.

Wuppertal/Solingen. Unter Auflagen hat das Eisenbahnbundesamt (EBA) den Betrieb der Müngstener Brücke jüngst wieder freigegeben: Höchstens 70 km/h dürfen die Züge demnach fahren, maximal 72 Tonnen dürfen sie schwer sein. Besonders bei den Lokführern herrscht seither Verwirrung. Denn die RB 47, der „Müngstener“, Typ 628.4, ist deutlich schwerer.

„Wir bekommen hier keine Informationen. Wir wissen aber, dass der Zug laut fahrzeuginternen Unterlagen mit Fahrgästen 81 Tonnen schwer ist“, sagte ein Mitarbeiter der Bahn, der täglich mit der RB 47 zu tun hat. „Früher hatte ich keine Angst über die Brücke zu fahren. Aber heute fühle ich mich weder sicher noch gut informiert.“

Bei der Bahn will man von diesen Problemen nichts wissen. „Die Auflagen des Eisenbahnbundesamtes werden erfüllt. Der Typ 628.4 ist nicht zu schwer. Sie können das gerne im Internet nachlesen“, heißt es von der Pressestelle. Doch auch dort wird der Zugtyp 628.4 - auf der eigenen Homepage der Deutschen Bahn - mit einem Gesamtgewicht von 79,9 Tonnen angegeben. Etwas weniger zwar als in den fahrzeuginternen Unterlagen, aber immer noch zu viel.

Erstaunt ist man bei der Aufsichtsbehörde EBA. „Unsere Genehmigung hat dem Antrag der Deutschen Bahn mit 72 Tonnen entsprochen“, sagt EBA-Sprecher Moritz Huckebrink. „Wir gehen davon aus, dass die Bahn als Betreibergesellschaft die Auflagen einhalten wird.“ Wenn es allerdings Hinweise gebe, dass dem nicht so ist, werde man entsprechend reagieren. Der Fehler liegt wohl bei den Berechnungen der Bahn.

Von einer anderen Quelle aus dem EBA war zu erfahren, dass es sich beim beantragten und genehmigten Höchstgewicht um ein Versehen handeln könnte. Es sei durchaus möglich, dass die Berechnungen der Bahn zur Standsicherheit der Müngstener Brücke auch einen Zugverkehr bis zu 100 Tonnen zulassen würden. Dieses Gewicht finde sich auch in einer älteren Betriebserlaubnis. Anscheinend wird derzeit hinter den Kulissen nach einer schnellen Lösung gesucht. Schließlich will die Bahn ab Montag, 2. Mai, 4.30 Uhr, nach fünf Monaten Unterbrechung wieder mit den Regionalbahnen des „Müngsteners“ direkt von Solingen nach Remscheid fahren. Am Mittwoch hieß es jedenfalls von Seiten der Bahn, dass weiter an diesem Termin festgehalten werde. bjb/ST

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