IHK plant Mikro-Depots am Niederrhein Städte suchen Lösung für letzte Meile

Mönchengladbach/München · Damit nicht immer mehr Paketboten durch die Straßen fahren, soll es Mikro-Depots geben.

. Paketlieferanten, die die Straßen verstopfen, gehören immer häufiger zum Stadtbild. Das Problem dürfte sich weiter verschärfen, denn die Menschen bestellen immer mehr Waren online. Heute sind es rund 3,5 Milliarden Sendungen im Jahr, in fünf bis sechs Jahren werden es rund eine Milliarden Lieferungen jährlich mehr sein. „Mit der herkömmlichen Logistik ist das nicht zu bewältigen“, warnt Christian Jacobi vom Verkehrsberater Agiplan. Den Weg der Lieferungen zum Kunden will die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein in Mönchengladbach, Krefeld und Neuss drastisch verändern und erarbeitet mit Agiplan eine Studie zur Einrichtung von sogenannten Mikro-Depots in den drei Großstädten. Erste Ergebnisse wurden am Montag bei der Immobilienmesse Expo Real in München vorgestellt.

  OB Hans Wilhelm Reiners (v.l.), Rainer Breuer (Neuss) und Frank Meyer (Krefeld), Christian Jacobi und Jürgen Steinmetz (IHK) bei der Expo Real.

OB Hans Wilhelm Reiners (v.l.), Rainer Breuer (Neuss) und Frank Meyer (Krefeld), Christian Jacobi und Jürgen Steinmetz (IHK) bei der Expo Real.

Foto: Andreas Gruhn

Mikro-Depots sollen ein Umschlagplatz für Lieferungen zum Verbraucher, aber auch zu Einzelhändlern sein. Logistiker könnten ihre Sendungen für ein bestimmtes Gebiet zu diesen Depots bringen, und von dort liefert sie ein weiterer Dienstleister etwa mit Lastenfahrrädern oder kleineren Elektromobilen aus – die letzte Meile zum Kunden, nennt dies die Studie, die die IHK in Auftrag gegeben hat und die vom Land gefördert wird. Jacobi zufolge könnte ein Mikro-Depot im Radius von zwei Kilometer zwischen 40 000 und 50 000 Einwohner versorgen. Das spare eine Menge Wege der Logistiker, und damit auch eine Menge Schadstoffe. „Einfacher kann man keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, findet IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Einzelhändler wie auch die drei Städte und Logistik-Dienstleister wurden in die Studie einbezogen.

Die Depots sollen in bestehenden Immobilien eingerichtet werden

Mönchengladbachs Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (CDU) lobte die bisherigen Erkenntnisse: „Das wird der Weg sein, wie die letzte Meile zu bewältigen ist.“ Für Mönchengladbach könne er sich vorstellen, dass zwei solcher Mikro-Depots in den Stadtzentren Gladbach und Rheydt den Großteil der Bevölkerung bedienen. Sein Krefelder Amtskollege Frank Meyer (SPD) sagte in München: „Das ist eine konstruktive Antwort auf die Herausforderungen. Jetzt müssen wir in die Immobiliensuche für ein solches Depot gehen.“ Meyer betonte, dass auch der örtliche Einzelhandel von den Liefermöglichkeiten profitieren könne. Jacobi präzisierte: „Händler könnten über den Betreiber eines Mikro-Depots lokale Sendungen verschicken und sich damit neue Online-Märkte in der eigenen Stadt erschließen.“

Für jede der drei beteiligten Städte stellt sich Steinmetz in einem ersten Schritt ein Mikro-Depot vor, „wobei man damit in der Endstufe nicht auskommt“. Wie diese konkret ausgestaltet (Laderampen, Umschlageinrichtung, Platz für Lastenräder) und wo sie am sinnvollsten eingerichtet werden können, das soll die Studie in der zweiten Phase klären. Auch dafür erwartet Steinmetz Förderung vom Land. 2020 sollen alle Ergebnisse vorliegen. „Dann wollen wir starten“, kündigte Steinmetz an. Die Depots sollen in bestehenden Immobilien eingerichtet werden. 150 bis 200 Quadratmeter würden laut Planer Christian Jacobi ausreichen. Der Betreiber eines solchen Depots müsste laut Jacobi neutral sein: „Ich kann mir vorstellen, dass das etwa für Stadtwerke interessant sein könnte.“

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