Tönisvorst: Radarkontrollen im Kreis

Die Polizei führt im Kreis täglich Radarkontrollen durch. So sollen Unfälle vermieden werden. Unsere Redaktion war dabei.

Tönisvorst. Etwas übertölpelt, aber lächelnd fährt die Frau im silbernen Renault Clio ihren Wagen an den Straßenrand. Sie weiß, warum der Mann in Gelb sie zur Seite winkt. Mit 86 Stundenkilometern wurde sie gerade in der 70er Zone erwischt, den digitalen Beweis gibt es 200 Meter weiter im Laptop eines Polizeibeamten in Zivil. Ein wenig zerstreut kramt sie Führerschein und Fahrzeugpapiere hervor und lässt die kurze Belehrung des Polizeibeamten über sich ergehen.

Wie die meisten der 27Autofahrer, die gestern Vormittag auf der L 444 von Oedt nach Kempen in Höhe Butzenstraße mit zu hoher Geschwindigkeit unterwegs waren, kommt sie mit einer Verwarnung davon. Flugs zückt sie ihre EC-Karte, lässt die Beamten 20 Euro abbuchen, dann kann die Fahrt für sie weitergehen.

Kaum haben die Polizeibeamten vom Verkehrsdienst das Lasermessgerät in Position gebracht, geht es schon los: der erste Raser ist in der "Falle". Wobei der Überraschungseffekt nur in einer Fahrtrichtung gewahrt wird, auf der anderen Seite steht der Anhalteposten der uniformierten Beamten.

Kein Wunder, dass die so gewarnten Fahrer, die aus Oedt kommen, erstaunlich angepasst und auch gern einen Tick zu langsam am zivilen Streckenposten vorbei zockeln.

Schon ertönt die nächste Funk-Durchsage im grün-weißen Polizeiwagen. "Neun sechs, blauer Kleinwagen, um 12.43 Uhr." 96Stundenkilometer - das wird teuer. Schon erreicht der junge Raser die Kontrollstelle. Der Gladbacher ist müde, fühlt sich sichtlich unwohl.

"Ich komm’ von der Arbeit und will nur noch nach Hause", sagt er. Auch bei ihm bleiben Tobsuchtsanfälle und Wutschnauben aus, er fügt sich seinem kostspieligen Schicksal: eine Geldbuße von 70 Euro und ein Punkt in Flensburg.

Die großen Gefühlsausbrüche bleiben bei den Verkehrskontrollen in der Regel aus, gerade, wenn die Überschreitungen gering sind. "Die meisten Fahrer zeigen spätestens im Gespräch Einsicht, schließlich sind die Kontrollen nachvollziehbar und beweisbar", sagt Hauptkommissar Michael Hüsen.

"Der Verkehrsdienst misst da, wo besonders schutzwürdige Zonen und Objekte sind, und da, wo Unfälle passieren", erklärt sein Kollege Dieter Schwerdtfeger und zeigt Richtung Kempen: "Die Kreuzung hundert Meter weiter ist ein solcher Unfallbrennpunkt." Erst vor zwei Monaten war dort ein Pkw-Fahrer tödlich verunglückt.

"Wir machen das nicht nur, um Ordnungswidrigkeiten und Straftaten zu ahnden, sondern wir wollen sie auch verhindern", sagt Schwerdtfeger ernst. Zu viele Unfälle haben er und seine Kollegen schon erleben müssen.

Die Bilanz fällt nach rund zwei Stunden verhalten aus: Zehn Ordnungswidrigkeiten plus fast doppelt so viele Verwarnungen, ein abgelaufener Führerschein, schlecht gesicherte Ladungen und ein Handy am Steuer hat Hauptkommissar Rainer Schaepkens in seinem Protokoll verzeichnet - aber immerhin muss kein Fahrverbot ausgesprochen werden.

Im Vergleich zu früher, als in derselben Zeit 84 Raser gestellt wurden, verhältnismäßig harmlos. Doch Schaepkens ist nicht zufrieden. "Immer noch zuviel."

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