„Mission Olympic - Eine Klatsche für Vereine“

Der Stadtsportverband geht auf Konfrontation zu Stadt und Politik. Anlass ist das Preisgeld für „Mission Olympic“.

Willich. „Sauer ist noch gelinde ausgedrückt: Wir und viele Vereine sind von der Stadt und der Politik maßlos enttäuscht.“ Das sagte gestern der Vorsitzende des Willicher Stadtsportverbandes, Joachim Broch. Tags zuvor war der Dachverband von etwa 50 Vereinen und rund 16 000 Sportlern zu einer Vorstandssitzung zusammengekommen. Ein Thema war die Siegprämie von 35 000 Euro aus dem Wettbewerb „Mission Olympic“, den die Stadt Willich im vergangenen Jahr gewonnen hatte.

Joachim Broch: „Nicht wenige Vereine sagen, die Stadt Willich sei mittlerweile ein sehr unzuverlässiger Partner, mit dem man nicht mehr zusammenarbeiten könne. Die bräuchten uns nicht mehr zu fragen, etwas Gemeinsames zu unternehmen.“ Broch meint damit auch die Sportlerehrung: „Es besteht mittlerweile keine Bereitschaft mehr, sie unter den Voraussetzungen weiter durchzuführen.“

Von einer „Klatsche für die Vereine“ spricht auch der stellvertretende Vorsitzende des DJK/VfL Willich, Peter Kadoch, Abteilungsleiter für das Modellfliegen und gleichzeitig Vorsitzender des Modellclubs Schiefbahn. Er erinnert an die monatelangen Vorbereitungen der Vereine für „Mission Olympic“. Dies alles werde seit Monaten mit Füßen getreten. Kadoch kann nur mit dem Kopf schütteln: „Dabei betonen Verantwortliche aus Rat und Verwaltung stets, was Willich doch für eine Vielfalt bei den sportlichen Angeboten hat, übertragen immer mehr Aufgaben an uns — und jetzt wird dem Breitensport dieses Geld vorenthalten.“

Kadoch erinnert an das Versprechen von Bürgermeister Josef Heyes bei der Annahme des Schecks im November 2012 in Berlin: die Mittel für die Förderung des Breitensports weiterzugeben.

Sowohl Kadoch als auch Broch halten nichts davon, mit dem Preisgeld eine Stiftung zu Gründen. Das Kapital sei dafür zu klein und das Zinsniveau zu niedrig.

Die CDU hatte die Idee mit der Stiftung ins Gespräch gebracht. Gegenüber der WZ stellte Fraktionschef Johannes Bäumges gestern klar, dass damit nie eine Neugründung gemeint gewesen sei: „Auch wir wissen, dass dafür die Summe nicht ausreicht.“ Seit einer gesetzlichen Neuregelung im Jahr 2007 gebe es aber die Möglichkeit, bestehende Stiftungen — etwa die Willicher Kulturstiftung der Sparkasse — zu erweitern. Solche Zustiftungen, deren Aufgaben man noch festlegen könne, seien steuerlich begünstigt. Auch die Bürgerschaft könne sich daran beteiligen. Somit könne man dem Gedanken entsprechen, bürgerschaftliches Engagement zu stärken und Geldmittel nachhaltig einzusetzen.

Einige Formalitäten einer solchen Zustiftung sind der CDU bislang noch nicht klar. So ist die Frage offen, wie lang so etwas dauern würde. Man warte dazu noch auf Antworten, erklärte Bäumges.

Der Stadtrat soll laut Tagesordnung schon nächste Woche Mittwoch über das Preisgeld entscheiden. Mehrere Anträge dazu liegen vor, unter anderem vom Stadtsportverband. Der hat vorgeschlagen, das Preisgeld selbst zu bekommen.

Mit 15 000 Euro sollen dann besondere Breitensport-Aktionen der an der bei Mission Olympic beteiligten Vereine, Schulen und Kindergärten gefördert werden. Weitere 15 000 Euro wären für die Ausbildung von Übungsleitern gedacht, damit vor allem in den Offenen Ganztagsschulen sportliche Angebote gemacht werden können. „Und der Rest von 5000 Euro soll dann, je nach Bedarf, ebenfalls für eins der beiden Projekte verwendet werden“, so Joachim Broch.

Zunächst habe es den Anschein gehabt, als ob dieser Antrag von Verantwortlichen der Verwaltung begrüßt werde. „Aber ich werde das Gefühl nicht los, den Mitarbeitern ist von irgendeiner Stelle ein Maulkorb verpasst worden“, mutmaßt Broch.

Einig sind sich Verband und die Vereine, dass die Entscheidung nicht weiter verschoben werden darf. Kadoch: „Die Bürger haben sich dank der Sportvereine damals bewegt. Sportausschuss und Stadtrat bewegen sich auch, aber sehr langsam — und hoffentlich nicht in die verkehrte Richtung.“

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