Leistungsdruck von klein auf

Viele Schüler bekommen Nachhilfe, damit sie bessere Noten nach Hause bringen. Das fängt bereits in der Grundschule an.

Willich/Tönisvorst. Der Druck auf Schüler wird immer größer. Verkürztes Abitur, Angst vor Arbeitslosigkeit, immer höhere Anforderungen für eine Lehrstelle — viele Schüler müssen schon früh mit Leistungs- und Erwartungsdruck umgehen. Werden sie dem nicht gerecht, greifen immer mehr Eltern auch schon bei Grundschülern zur Nachhilfe. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung bekommt jeder siebte Viertklässler bundesweit Nachhilfe in Deutsch. Auch in Willich und Tönisvorst ist der bezahlte Unterricht ein Thema.

„So viele Grundschüler wie jetzt hatten wir noch nie“, sagt Dagmar Holst von der Schülerhilfe Tönisvorst. Von montags bis freitags unterrichtet sie viele junge Schüler, vor allem in Deutsch und Mathe. Der Druck auf die Schüler sei größer und die Erwartungen der Eltern höher geworden, sagt sie. Außerdem seien die Klassen viel zu groß. Gerade in der Zeit vor der Einschulung in die weiterführenden Schulen, übten die Eltern viel Druck aus.

Als problematisch erachtet Achim Nöll vom Studienkreis Willich auch das Zentralabitur und die G8-/G9-Diskussion. „Viele Schüler sind verunsichert, da die Lehrer die Klausuren nicht mehr selbst stellen“, sagt er. Zudem bemerke er, dass die Tage seiner Schüler wesentlich voller seien als noch vor einigen Jahren. Nachhilfe verlagere sich immer mehr in den späten Nachmittag, oder sogar in die Ferien. Der absolute Dauerbrenner in Sachen Nachhilfe sei Mathe, dicht gefolgt von den Fremdsprachen.

Beide Einrichtungen bieten sowohl Einzel- als auch Gruppenunterricht an. Dabei geht es in der Gruppe in Willich mit acht bis neun Euro die Stunde los, in Tönisvorst zahlt man für 2 Mal in der Woche 90 Minuten Nachhilfe um die 120 Euro im Monat. Die Preise variieren jedoch von Schüler zu Schüler und von Gruppe zu Gruppe. Vor allem bei jüngeren Schülern ergreifen die Eltern die Initiative. „Oberstufenschüler kommen meistens von sich aus zu uns“, erklärt Achim Nöll.

„Aus unserer Sicht hat sich der Druck auf die Kinder in den letzten Jahren erhöht, weil die Entscheidung für eine Schulform immer wichtiger geworden ist“, sagt Liese Hawelka von der Grundschule Willicher Heide. Nachhilfe sei in ihrer Schule daher auch hauptsächlich in den Klassen drei und vier ein Thema.

Vor allem die weiterführenden Schulen versuchen, die externe Nachhilfe so weit wie möglich einzudämmen. Sowohl im St. Bernhard-, als auch im Michael-Ende-Gymnasium gibt es interne Lösungsansätze.

So bieten beide Schulen Förderunterricht an. In Tönisvorst gibt es zudem das Projekt „Schüler helfen Schülern“ — eine Art Börse, in der Schüler Nachhilfe anbieten. „Wir hoffen, dass wir damit etwas um die kommerzielle Nachhilfe herum kommen können“, erklärt Schulleiter Paul Birnbrich.

Im St. Bernhard vermittelt die Schülervertretung Schüler, die anderen helfen möchten. „Ich merke, dass unsere Schüler einen sehr straffen Zeitplan haben. Der Druck kommt vor allem von den Eltern, wir als Schule versuchen, das etwas zu entschärfen“, sagt Werner Link vom St. Bernhard.

„Bei uns ist Nachhilfe nicht so ein großes Thema“, sagt Helmut Franzen von der Johannesschule in Willich. Förderunterricht für Klassen, Gruppen oder Einzelschüler und Stützkurse in den Ferien würden den Schülern helfen, den Lernstoff zu verarbeiten.

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