Oedt: Kunst sorgt für neues Leben

Malerei, Skulpturen und vieles mehr lockte die Besucher nach Oedt in die ehemalige Girmes-Schlosserei.

Oedt. Einst hing der Globus an der Johannes-Girmes-Straße an der Uhr der Firma Girmes als Symbol für den weltumspannenden Konzern. Die Firma Girmes gibt es nicht mehr, der Globus ist bei einem Sturm heruntergefallen und zerbrochen. Jutta Küsters hat die Bruchstücke in einer Skulptur verarbeitet, in der die Teile als Kopf auf einem ausgemergelten Körper einer alten Wurzel dienen. Der Globus hat einen neuen Sinn bekommen. Zu ihrer Installation hat die Künstlerin Schlagworte auf Zettel geschrieben. "Zweite Chance" steht auf einem.

Eine zweite Chance erhalten auch ehemalige Girmesräume. Zumindest für ein Wochenende ist die Schlosserei mit einer Ausstellung zu neuem Leben erweckt worden. Zwölf Oedter Künstler, die sich unter dem Namen "Bunte Gans - Kunst in Oedt" zusammengefunden haben, zeigten in rauer und kühler Umgebung ihre Werke.

Mal werden Kunst und Raum fast eine Einheit, wie bei den groben, stark strukturierten Bildern von Brigitte Willemen. Oder bei der Skulptur von Manfred Küsters aus Metallbändern, die locker durcheinander von zwei sich kreuzenden Schnüren hängen. Inspiriert von der Ausstellung hatte Nada Vitz Holzschnitte und Radierungen von kleinen Ausschnitten der alten Industrieanlage angefertigt. Die Industrie-Architektur fasziniere sie wegen der Flächen und Linien, die sich in Bildern auflösen ließen. Dadurch entstanden ihre abstrakten Mehrfarben-Holzschnitte.

Die Präsentation anderer Werke lebt dagegen vom Kontrast zur Umgebung. Wie die farbenfrohen Gemälde von Barbara Füsers, die auf kräftigem roten Untergrund stilisierte afrikanische Frauen zeigen. Barbara Füsers freute sich in dieser Umgebung ihre Bilder zeigen zu können: "Ich bin selbst ein Kind des Ruhrgebietes. Ich kenne das. Durch diesen Kontrast Kunst und Industrie entsteht ein besonderes Flair." Die gebürtige US-Amerikanerin Gail Kops fertigte vor den Augen der Besucher Glasperlen, Nada Vitz hatte das Musikinstrument Hang mitgebracht, dessen rhythmische Klänge die Halle erfüllten. Und noch einiges mehr gab es zu entdecken.

Die Vielseitigkeit der Oedter Kunstszene überraschte nicht nur Besucher. "Bis vorgestern wussten wir ja selbst nicht genau, was genau ausgestellt wird", erzählte Siegfried Füsers bei der Eröffnung am Samstagvormitag.

"Oedt ist nicht öd", sagte Koordinator und Sozialamtsleiter Volkmar Josten, das hat diese Schau bewiesen. Und Bürgermeister Manfred Lommetz freute sich, dass die Gruppe die Blicke wieder "auf das nicht mehr pochende Herz der Gemeinde gelenkt" hat.

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